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Raus in die Natur – was 20 Minuten im Wald bewirken

Wer sich dreimal pro Woche im Wald oder Park entspannt, reduziert messbar seinen Stress und fördert die Gesundheit.

Inzwischen gibt es einige Untersuchungen, die die positiven Effekte eines Aufenthalts in der Natur oder speziell eines Waldspaziergangs belegen. Bereits 1984 mutmaßte der schwedische Forscher Roger Ulrich, dass sich möglicherweise allein der Anblick von Bäumen positiv auswirken könnte. Er stellte fest, dass Patienten, die nach einer Operation aus dem Krankenhausfenster auf Grün schauten, weniger Schmerzmittel benötigten und schneller genesen sind.

Eine japanische Studie ergab, dass regelmäßige und ausgedehnte Waldspaziergänge die Zahl der natürlichen Killerzellen im Blut erhöhte, eine Untergruppe der weißen Blutzellen und Teil des menschlichen Immunsystems.

2015 konstatierte der US-amerikanische Umweltpsychologe Marc Berman, dass die Anzahl von Bäumen in einer Wohngegend die Gesundheit der Bewohner beeinflussen kann. Wer in grüneren Gebieten wohnte, litt seltener an Herz-Kreislauferkrankungen oder Diabetes. Die Wissenschaftler hatten in dieser Studie auch berücksichtigt und versucht herauszurechnen, dass auch andere Faktoren, wie ein höherer sozioökonomischer Status oder gesunde Ernährung und viel Bewegung, die Gesundheit beeinflussen.

In Japan ist das “Shinrin-yoku”, also das “Baden im Wald”, Teil der staatlichen Gesundheitsversorgung, “Waldmedizin” ist seit 2012 ein eigener Forschungszweig an japanischen Universitäten. Hier wird auch erforscht, welche Faktoren genau für die positiven gesundheitlichen Effekte sorgen. Liegt es allein an der Luft des Waldes, an spezieller Vegetation oder an anderen Faktoren und deren gemeinsamen Auftreten?

Seit 2017 gibt es auch in Deutschland, auf Usedom, einen zertifizierten Kur- und Heilwald.

Jetzt belegt eine neue Studie der US-amerikanischen Universität Michigan (MaryCarol R. Hunter, Brenda W. Gillespie and Sophie Yu-Pu Chen. 2019. Urban nature experiences reduce stress in the context of daily life based on salivary biomarkers. Frontiers in Psychology April 2019), dass schon ein kurzer Spaziergang den Stress deutlich reduzieren kann. Demnach genügen 20 Minuten im Grünen, um das Level an Stresshormonen deutlich zu vermindern.

Die aktuelle Untersuchung hat jetzt ergeben, dass schon 20 bis 30 Minuten in einer Umgebung, die einem ein Gefühl von Natur vermittelt, ausreichen, um effektiv den Cortisolspiegel im Körper zu senken. Cortisol, auch als Stresshormon bezeichnet, wird in der Nebennierenrinde hergestellt und in der Leber abgebaut. Dauerhaft erhöhte Cortisolwerte, etwa durch chronischen Stress, können zu Übergewicht führen, das Immunsystem schwächen und Herz-Kreislauf-Störungen, Depressionen und eine Reihe weiterer Erkrankungen begünstigen.

Die Wissenschaftler der Universität Michigan hatten einer Gruppe von 36 Freiwilligen, darunter 33 Frauen und drei Männer, eine regelmäßige “Naturpille” verordnet: Die Probanden sollten mindestens drei Spaziergänge pro Woche in der Natur unternehmen mit einer Dauer von zehn Minuten oder mehr. Vor und nach den Experimenten entnahmen die Teilnehmer eine Speichelprobe, die sowohl auf die Cortisolwerte untersucht wurde als auch auf die sogenannte Alpha-Amylase. Dieses Enzym stammt aus dem Verdauungstrakt und ist bekannt dafür, dass der Körper es bei Stress vermehrt ausschüttet.

Weil sich die Biomarker physiologisch mit der Tageszeit ändern, wurden diese Tagesschwankungen bei der Berechnung berücksichtigt. Die Probanden durften zudem 30 Minuten, bevor sie die Speichelprobe entnahmen, nicht essen oder trinken, da Nahrungsmittel insbesondere die Alpha-Amylase stark beeinflussen können.

Die Freiwilligen konnten den Tag, die Dauer und den Ort ihres Naturerlebnisses selbst bestimmen, damit es zu ihrem individuellen Lebensstil passte. Sie mussten allerdings einige Stressfaktoren minimieren, wie z.B. keine sportlichen Übungen machen, Social Media, das Internet, Telefonanrufe, Unterhaltungen und Lesen vermeiden”, außerdem sollten die Spaziergänge bei Tageslicht stattfinden.

Bereits nach 20 Minuten Naturerlebnis hatte sich der Cortisolspiegel bei den Probanden deutlich gesenkt. Am meisten reduzierte sich das Stresshormon, wenn die Teilnehmer etwa 20 bis 30 Minuten sitzend oder gehend im Grünen verbrachten. Hielten sich die Teilnehmer noch länger im Freien auf, nahm das Cortisol zwar weiterhin ab, allerdings nicht so stark wie in den ersten 20 Minuten. Bei der Alpha-Amylase war der Unterschied lediglich bei jenen Probanden deutlich messbar, die sich während der Zeit im Freien kaum bewegten, also zum Beispiel auf einer Bank saßen.

Die Forscher hoffen nun, dass ihre Studie die positive Wirksamkeit des Aufenthalts in der Natur unterstreicht. Sie sehen den Aufenthalt im Freien als kostengünstiges therapeutisches Mittel, um die negativen Auswirkungen des Stadtlebens, wie etwa viel Zeit in geschlossenen Räumen und vor Bildschirmen zu verbringen, einzudämmen.

 

https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fpsyg.2019.00722/full

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Zitronenmelisse – beruhigt und entspannt

Die ursprünglich aus dem Mittelmeerraum stammende Zitronenmelisse wurde als Arzneipflanze in Zentraleuropa importiert und häufig in Klostergärten angebaut. Melisse heißt im Griechischen nicht nur „Honigbiene“, sondern gilt auch als Bienenweide und wurde daher früher gerne vor Bienenstöcken angepflanzt. Die Behausungen wurden außerdem mit dem Pflanzensaft eingerieben, der mit seiner antiseptischen Wirkung die Ausbreitung von Krankheiten verhindern sollte. In der Volksheilkunde wird die Zitronenmelisse überwiegend gegen Unruhe und Schlafstörungen eingesetzt, ihr Wirkungsspektrum ist allerdings deutlich größer.

Die Melisse (Melissa officinalis) wächst bis zu 80 Zentimeter in die Höhe und duftet zitrusartig. Die Pflanze besitzt gegenständig angeordnete Blätter, die eiförmig aussehen und an den Rändern grob gesägt sind. In den Blattachseln sitzen weiße bis gelbliche, zweilippige Blüten, die sich in Scheinquirlen anordnen. Melisse gehört zu den Lippenblütlern (Lamiaceae) und blüht von Juni bis August. Sie stammt aus dem östlichen Mittelmeerraum, wird inzwischen aber in Mittel-, Süd- und Osteuropa angebaut.

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Lesetipps – Politik und Gesellschaft

Ein interesantes Buch von zwei international angesehenen französischen Soziologen. Boltanski widmet sich besonders Fragen von Moral und Politik.

“Bereicherung. Eine Kritik der Ware”
von Luc Boltanski und Arnaud Esquerre
Suhrkamp 2018

Museen, Kunst, Luxusgüter, Immobilien, Tourismus – für die Soziologen Luc Boltanski und Arnaud Esquerre sind dies zentrale Felder einer neuen Ökonomie der Anreicherung, die zunehmend unsere Gesellschaften prägt und vor allem der Bereicherung der Reichen dient. In ihrem brillanten Buch, das seit seinem Erscheinen Furore macht, analysieren sie diesen neuen Kapitalismus.

Sein Ziel ist nicht mehr die industrielle Warenproduktion, die in die Entwicklungs- und Schwellenländer ausgelagert wurde, sondern die Anreicherung von Dingen, die bereits da sind. Der Wert von Waren sinkt normalerweise mit der Zeit, in der Anreicherungsökonomie ist das jedoch umgekehrt: Er steigt. Die Ware – das Kunstwerk, die Uhr, der Urlaubsort oder die Immobilie – wird dabei mit einer bestimmten Geschichte oder Tradition versehen, die sie anreichert und teuer macht. Boltanski und Esquerre verfolgen den Aufstieg dieser neuen Ökonomie, die auf den Industriekapitalismus seit den 1970er Jahren folgt, und zeigen, wie sie von den Medien, den Hochglanzbeilagen und Kunstmagazinen, aber auch von der Politik befördert wird und neue soziale Rollen schafft: Rentiers und Bedienstete, Kreative und Zukurzgekommene.
https://www.suhrkamp.de/

 

und ein lesenwertes Buch gegen den Wahn alles regulieren zu wollen und ständig neue Gesetze zu fordern.

Leutheusser-Schnarrenberger, Sabine
Angst essen Freiheit auf – Warum wir unsere Grundrechte schützen müssen
Verlag: wbg Theiss

Anlässlich des 70. Jubiläums des Grundgesetzes widmet sich die ehemalige Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger in ihrem Buch dem rechtlichen Fundament unserer Demokratie. In Zeiten der Digitalökonomie und datengetriebener Sicherheitspolitik stellt Frau Leutheusser-Schnarrenberger die Frage, ob wir uns der Bedeutung und Wichtigkeit der Grundrechte noch bewusst sind – oder ob wir diese nicht bereits im Sinne mutmaßlicher Sicherheitsgefährdungen aufgegeben haben. Denn im rechtsstaatlichen Spannungsfeld von Sicherheit und Freiheit bleibt die Freiheit leicht auf der Strecke.
Ihr Fazit:
Die Grundrechte als essenziellen Bestandteil unseres Rechtsstaates müssen im Sinne der Freiheit geschützt werden. Auch, wenn das mit schmerzhafter Unsicherheit verbunden ist. Es braucht „eine Politik gegen das Schüren von Angst, gegen das Instrumentalisieren von Gefahren und vor allen Dingen für Selbstbestimmung in allen Lebenslagen und für so viel Freiheit wie möglich.“

https://www.wbg-wissenverbindet.de/

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Nichtstun in Vollzeit – ein Leben lang

Nichtstun in Vollzeit – ein Traumjob oder die Hölle auf Erden? Ein Kunstprojekt in Göteborg will diese Frage klären. Das Experiment soll zeigen, womit Menschen sich fernab von Lohnarbeit beschäftigen. Auch Nicht-Schweden können sich bewerben.

Die schwedischen Künstler Simon Goldin and Jakob Senneby arbeiten seit 2004 zusammen und haben in einem Ideenwettbewerb der schwedischen Behörde für Kunst im öffentlichen Raum und des schwedischen Verkehrsministeriums gegen weitere Mitbewerber mit ihrer Idee gewonnen.

Das Projekt denkt Arbeit neu. Es soll das Verständnis von Wachstum, Produktivität und Fortschritt auf den Prüfstand stellen. In Zeiten von Automatisierung und künstlicher Intelligenz sei es schließlich möglich, dass „wir bald alle produktiv überflüssig“ sein werden.

Wer schon immer davon geträumt hat, fürs Nichtstun bezahlt zu werden, der kann sich demnächst im schwedischen Göteborg bewerben.

Am U-Bahnhof Korsvägen wird künftig eine Stelle geschaffen, die Bewerbern und Bewerberinnen die Möglichkeit bietet, jeden Arbeitstag lang genau das zu tun, worauf er oder sie Lust hat, bei voller Bezahlung, mit lebenslanger Jobgarantie.
Das monatliche Einstiegsgehalt umfasst 2.046 Euro brutto und wird jährlich an die Lohnentwicklung im öffentlichen Dienst von Schweden angepasst. Es gibt Jahresurlaub und Rentenanspruch. Bewerbungen können allerdings erst ab 2025 eingereicht werden, der Arbeitsbeginn ist 2026, sobald der derzeit im Bau befindliche U-Bahnhof seinen Betrieb aufnimmt. Ein Zweitjob ist untersagt. „Die Position beinhaltet keine Pflichten oder Verantwortlichkeiten.“ Die Arbeit sei das, was der Angestellte tun will. Einzige Aufgabe: Das Nichtstun muss morgens und abends am Bahnhof per Stechuhr dokumentiert werden.

Die völlige Freiheit, zu tun, was man will, eröffne Chancen und Risiken, so Simon Goldin und Jakob Senneby in ihrer Projektbeschreibung: „Der Angestellte könnte von schwerem Boreout betroffen sein, er könnte aber auch seine eigenen Projekte oder kreativen Ideen umsetzen, oder er könnte in einem Zustand ständigen Müßiggangs leben.“ Das Projekt wird mit knapp 580.000 Euro gefördert. Eine Stiftung vewaltet das Geld und legt es so an, dass die Gehaltszahlungen für eine Dauer von etwa 120 Jahren sichergestellt sind. Mehr als genug Zeit also, um sich bewusst zu werden, was man mit seinem Leben anfangen will. Wer keine großen Ansprüche an das Gehalt hat, kann hier tun was er will.

Info: https://statenskonstrad.se/konst/vastlanken-kronotopia/eternal-employment/

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Internationales Literaturfest – lit.Cologne 2019

Das internationale Literaturfest lit.COLOGNE findet vom 19.3. – 30.3.2019 bereits zum 19. Mal statt.

Als Gäste angekündigt sind u.a.: Julian Barnes, Tana French, Richard David Precht, Miriam Meckel, Ferdinand von Schirach, Donna Leon, Frank Schätzing, Eva Menasse, Robert Habeck, Annie Ernaux, Sven Regener, Kirsten Boie, Sy Montgomery, Judith Schalansky, Édouard Louis, Isabel Abedi, Florian Illies, Lea Schmidbauer, Martin Suter, Mohammed Hanif, Marc Elsberg uvm.

https://www.litcologne.de/de/

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Salbei (Salvia)

Salbei (Salvia)
ist eine Pflanzengattung in der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae). Salbei ist fast weltweit mit insgesamt bis über 900 Arten auf allen Kontinenten außer der Antarktikis und Australien verbreitet, die meisten Arten finden sich in Zentral- und Südamerika, sowie in Asien und Europa, besonders im Mittelmeerraum. Salbei gedeiht an trockenen Standorten.

Echter Salbei (Salvia officinalis) ist ein verholzender, aromatisch riechender Halbstrauch, der bis zu 70 Zentimeter hoch wird. Stängel wie Blätter sind filzig behaart. Die Blätter stehen gegenständig zueinander, sind graugrün gefärbt. In den oberen Blattachseln befinden sich die hell- bis blauvioletten zweilippigen Blüten, die sich ährenartig anordnen. Echter Salbei blüht zwischen Mai und Juli.

Salbei ist nicht nur als aromatisches Gewürz bekannt. Durch den hohen Anteil ätherischer Öle in diversen Salbeiarten gibt es unterschiedliche Verwendungen. Im alten Ägypten diente Salbei als Mittel gegen Unfruchtbarkeit. In der Antike setzten Heilkundige die aromatisch riechende Pflanze gegen Verdauungsprobleme und Zahnweh ein. Auch in der keltischen Mythologie spielte Salbei eine Rolle. Heilend wirken neben den ätherischen Ölen auch die Gerbstoffe. Der Gattungsname Salvia stammt vom lateinischen Wort salvare für heilen und deutet auf die Heilkraft verschiedener Salbei-Arten oder als Salbei bezeichneter Arten.
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Community Dance – Wer miteinander tanzen kann, kann auch miteinander leben

Foto: Claudia Hoppens, DE LooPERS

Die Idee des Community Dance ist in den späten Siebzigerjahren in Großbritannien entstanden. Zu Beginn wurde Community Dance über die Art der Zielgruppe definiert. Zudem war die gemeinnützige Ausrichtung der Projekte, die sich häufig an ausgegrenzte Bevölkerungsgruppen in ländlichen Gegenden oder in den sozialen Brennpunkten der Städte wandte, eine weitere Eigenschaft von Community Dance. Mit der Zeit wurde die Zusammensetzung der Gruppen immer flexibler: Inzwischen gibt es Projekte für schwierige Jugendliche, alleinerziehende Mütter, Blinde, etc. und immer öfter auch für alle diese Gruppen zugleich. Zunehmend stehen auch ProfitänzerInnen und Amateure gemeinsam auf der Bühne. Generationen- oder sogenannte cross-generation-Projekte sind aktuell im Trend.

Community Dance oder Tanz für alle “es geht darum, einer Gemeinde oder einer sozial bzw. kulturell definierten Gruppe einen Zugang zu Tanz zu ermöglichen. Integration kann, aber muss nicht unbedingt ein Thema sein. Wenn mehrere Gruppen zusammen arbeiten, entdecken die TeilnehmerInnen, dass sie Teil einer größeren Gemeinschaft sind, die Neues und Überraschendes bereithält “ und das lässt sie unter Umständen ihre eigene Stellung in der Gesellschaft mit neuen Augen sehen. Vorurteile verschwinden wie von selbst, wenn alle miteinander tanzen, und jeder kann Bestätigung erfahren.
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Müllvermeidung – Nachhaltigkeit

Kaffee ist eines der Lieblingsgetränke der Menschen, allein in Deutschland trinkt jeder durchschnittlich 165 Liter im Jahr. Übrig bleiben jedes Jahr 20 Millionen Tonnen Kaffeesatz.

Schon im 19. Jahrhundert war die vielseitige Verwendung von Kaffeesatz bekannt. Das braune Pulver wurde unter anderem zum Reinigen der Nachtgeschirre und beim Abfegen braun gestrichener Fußböden eingesetzt. Auch zum Vertreiben übler Gerüche benutzte man Kaffeesatz. Inzwischen sind die vielen Anwendungsgebiete von Kaffeesatz fast vergessen, doch der vermeintliche Müll kann noch immer als Dünger, Reiniger oder in der Kosmetik verwendet werden. Hier einige Beispiele:
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Qi Gong – Arbeit an und mit der Lebensenergie

Qi Gong ist eine chinesische Form von Konzentrations-, Meditations- und sogar Kampfkunstübungen. Die ersten Erwähnungen dieser jahrtausendealten Tradition reichen bis zu 2000 Jahre zurück, als erste chinesische Medizinbücher Hinweise auf Körperübungen zur Erhaltung der körperlichen und geistigen Gesundheit gaben.

Qi Gong leitet sich aus dem chinesischen ab und bedeutet soviel wie, die Arbeit an und mit der Lebensenergie. Gong hat mehrere Bedeutungen, die von Arbeit über Fähigkeit bis hin zu Können reichen. Qi steht für die Lebensenergie.

Qi Gong ist eine der fünf Säulen der traditionellen chinesischen Medizin (TCM). Zu den therapeutischen Verfahren der chinesischen Medizin zählen vor allem die Chinesische Arzneimitteltherapie und die Akupunktur sowie die Moxibustion (Erwärmung von Akupunkturpunkten), aber auch Massagetechniken wie Tuina Anmo und Shiatsu, Bewegungsübungen wie Qi Gong und Taijiquan und eine am Wirkprofil der Arzneien ausgerichtete Diätetik sind wesentliche Methoden der traditionellen chinesischen Medizin.

Qi Gong kann altersunabhängig geübt werden. Inzwischen gibt es so viele Übungen, dass nahezu jeder Mensch Qi Gong üben kann. So gibt es zum Beispiel neben dem Senioren-Qi Gong auch spezielle Übungen für Kinder, oder für Menschen, mit besonderen Krankheiten. Das medizinische Qi Gong dient der Milderung von Beschwerden, einzelnen Symptomen oder konkreten Krankheitsbildern.

Qi Gong-Formen helfen der Krankheitsprävention und der Aktivierung von Selbstheilungskräften. Außerdem bewirken sie geistige und körperliche Entspannung sowie eine Verbesserung von Achtsamkeit und Konzentration. Qi Gong löst krankmachende Verkrampfungen auf und hilft, Stressfaktoren ausfindig zu machen, um diese sanft zu beseitigen. Das dabei stets angestrebte Ziel ist ein harmonievolles Leben im Sinne eines Gleichgewichts zwischen Anspannung und Entspannung. Die Voraussetzung für die positiven Wirkungen ist ein beständiges Üben über einen längeren Zeitraum. Es gibt zwar Kurzzeiteffekte, aber es sollten stets die Langzeitwirkungen bedacht werden. Es ist durchaus ausreichend, jeden Tag nur wenige Minuten für Qi Gong aufzubringen.

Grundsätzlich gab es über die Jahrtausende hinweg zahlreiche Einflüsse, die sowohl aus Kampfkünsten herrührten, als auch religiöser Natur waren. So findet man Elemente aus dem Buddhismus, aber auch aus dem Daoismus. Wesentliches Element im Qi Gong ist die Langsamkeit, das bewusste und bedachte Ausführungen von Bewegungen, was natürlich das Gleichgewicht enorm schult.

Für Anfänger ist eine Einweisung von einem erfahrenen Trainer anzuraten. Zwar kann man mit den Bewegungen an und für sich nicht viel falsch machen. Der beste Effekt ergibt sich aber aus absolut korrekt ausgeführten Bewegungen. Immer wieder stößt man beim Üben auf wiederkehrende Elemente, was das Üben alleine zu Hause besonders leicht macht. Mit Qi Gong kann man auch mit wenig Zeitaufwand viel für die Gesunderhaltung tun.

Viele Krankenkassen übernehmen die Qi Gong-Kosten ganz oder teilweise.

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ARNIKA

Foto: H. Zell CC BY-SA 3.0, from Wikimedia Commons https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Arnica_chamissonis_01.JPG

Arnika (Arnica chamissonis) ist die amerikanische Art dieser bekannten Heilpflanze. Arnika wird bei Verstauchungen, Wunden und Quetschungen, sowie bei Rheuma als Blütentinktur äußerlich angewandt. Berg-Arnika (Arnica montana) ist die echte europäische Arnika und gilt als giftig, hat aber die gleichen Wirkstoffe wie die amerikanische Schwester.

Arnika hat leuchtend gelbe Blüten, doch wer sie sehen will, muss hoch hinaus, denn die Arnika wächst im Gebirge. Im Gegensatz zu vielen anderen Heilpflanzen, ist Arnika nicht seit dem Altertum als Arzneikraut bekannt, sondern wurde erst seit dem 17. Jahrhundert von Heilkundigen bei Verletzungen eingesetzt.

Arnika ist eine aromatisch duftende Pflanze, die bis zu 60 Zentimeter hoch wird. Der Stängel ist flaumig behaart. Die Grundblätter sehen eiförmig aus, während die Stängelblätter ungeteilt und lanzettförmig sind. Diese ordnen sich paarweise am Stängel an. 
Die Blüten leuchten dunkelgelb und ordnen sich sternförmig an. Die Arnika gehört zu den Korbblütlern (Asteraceae) und blüht von Juni bis August. Sie steht unter Naturschutz und darf deshalb nicht gepflückt werden. Arnika wird als Arzneipflanze angebaut.

Arzneilich relevant sind die Arnikablüten. Sie enthalten zu 0,2 bis 1,5 Prozent Sesquiterpenlactone, vor allem die Susbtanz Helenalin. Daneben kommen zu 0,4 bis 0,6 Prozent Flavonoide vor, ebenso wie Gerbstoffe, Cumarine und wenig ätherisches Öl.

Arnika-Zubereitungen haben diverse Effekte: Sie gehen gegen Keime vor, lindern Schmerzen und wirken Entzündungen entgegen. Vermutlich spielen die Sesquiterpenlactone, allen voran der Pflanzeninhaltsstoff Helenalin, dabei eine Rolle. Er unterdrückt die Bildung von entzündungsauslösenden Stoffen, sogenannten Zytokinen.

Äußerlich angewendet, kann Arnika deshalb – in Form von Salben oder Tinkturen – bei Schwellungen, Verstauchungen und Prellungen helfen. Daneben zählt die Arnika zu den klassischen Mitteln der Homöopathie. Als Globuli – in verdünnter Form – setzen Naturheilkundler die Pflanze zum Beispiel bei Aphthen, einer Zahnfleischentzündung oder nach Insektenstichen ein. Auch nach Sportverletzungen kann Arnika in Kügelchenform oder als Tinktur/Salbe hilfreich sein.

Wichtige Hinweise:
Wer Arnika als Tinktur oder Salbe in die Haut einmassiert, kann unter Umständen allergisch reagieren (Korbblütler-Allergie). Dies äußert sich unter anderem durch eine gereizte, gerötete Haut. Die Stelle kann auch anschwellen oder es bilden sich kleine Bläschen (Quaddeln).

Arnika sollte – außer als homöpathisch verdünntes Mittel – nicht eingenommen werden. In größeren Mengen können Vergiftungserscheinungen mit Übelkeit, Magen- und Kopfschmerzen, Schwindel sowie Herzklopfen auftreten. Zudem besteht die Gefahr von Herzrhythmusstörungen.

Während der Schwangerschaft ist Arnika tabu, außer als homöopathische Globuli und am besten nach Rücksprache mit Arzt oder Heilpraktiker.

Quellen: Wikipedia, www.zentrum-der-gesundheit.de, www.apotheken-umschau.de

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Knoblauch (Allium sativum)

Foto: DenesFeri [CC BY-SA 4.0], from Wikimedia Commons https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Asparagales_-_Allium_sativum_2.jpg

Knoblauch würzt zahlreiche Speisen, gilt als ziemlich gesund und soll sogar Vampire vertreiben. In Transsilvanien ging – der Legende nach – niemand ohne Knoblauch außer Haus. Der strenge Geruch der Knolle sollte den blutdürstigen Graf Dracula auf Abstand halten. Auch die Erbauer der ägyptischen Pyramiden schworen angeblich auf Knoblauch damit sie nicht krank wurden.
Seit dieser Zeit ist das zwiebelartige Gewächs, besonders im Mittelmeerraum, als Gewürz und Heilmittel bekannt. Der Geschmack der Zehen ist sehr scharf-aromatisch, der Saft der Zehen von klebriger Konsistenz. Aus der mittleren Hauptzehe treibt ein stielrunder Stängel aus.
Am aufrechten Stängel sitzen bis zur Mitte hinauf linealische, vorn zugespitzte Blätter. Die rötlich-weißen Blüten ordnen sich in einer Dolde an und tragen zahlreiche Brutzwiebeln. Knoblauch gehört zu den Lauchgewächsen (Alliaceae) und blüht von Juni bis August. 
Er kommt ursprünglich aus Zentralasien, wird heute aber weltweit angebaut. Während der römischen Antike gelangte die Knolle wohl auch über die Alpen nach Deutschland. Im Mittelalter setzten Heilkundige Knoblauch gegen die Pest und andere Infektionen ein.

Heute ist Knoblauch in weiten Teilen der Welt als Gewürz und Gemüse bekannt und verbreitet. Knoblauchzehen gibt es in vielen Ländern frisch oder eingelegt in Salzlake oder in Öl. Besonderen Stellenwert genießt Knoblauch in der Küche des gesamten Mittelmeerraums, des Nahen Ostens und weiten Teilen Asiens. Knoblauch kommt in Gerichten, wie etwa dem italienischen Spaghetti aglio e olio, den spanischen Gambas al ajillo, Knoblauchbrot, verschiedenen Würzsaucen oder Dips wie Aioli und Tsatsiki vor, wirkt jedoch auch allgemein geschmacksverstärkend und wird deshalb zu verschiedensten Braten-, Schmor-, Fisch- oder Eintopfgerichten hinzugefügt. Beim Anbraten darf er nicht zu braun werden, weil er sonst bitter schmecken kann. Mit einer Knoblauchpresse oder einem guten Kochmesser lassen sich die Knoblauchzehen fein zerteilen.
Der Geruch nach frisch verzehrtem Knoblauch soll sich durch ein Glas Milch oder Kaugummis mit Pfefferminze vorübergehend mildern lassen.

Die wirksamen Inhaltsstoffe stecken in den Knoblauchzehen. Knoblauch enthält z.B. Selen
und neben Speicherkohlenhydraten (insbesondere Fructane) auch schwefelhaltige Verbindungen wie das geruchlose Alliin – eine schwefelhaltige Aminosäure – sowie deren Vorstufen. Diese Enzyme gelangen erst durch Verletzung der Zellen (beispielsweise beim Quetschen oder Pressen der Zehen) in Kontakt mit Alliin, wobei die Verbindung abgebaut und die eigentlichen Wirkstoffe Allicin und weitere Folgeprodukte erst gebildet und durch den roten Blutfarbstoff zu Schwefelwasserstoff umgewandelt werden. Die frischen Zwiebeln enthalten zu 0,35 bis 1,15 Prozent Alliin. Allicin ist sehr instabil und wandelt sich schnell in andere Schwefelverbindungen um, zum Beispiel in Ajoene und Vinyldithiine. Allicin ist auch Ausgangsstoff für andere schwefelhaltige Verbindungen, die insbesondere beim Erhitzen von Knoblauch entstehen. Dazu gehören Diallyldisulfid, Diallylthiosulfonat und vor allem auch Ajoen, das die Eigenschaft hat, die Aggregation von Thrombozyten zu verhindern, und somit antithrombotisch wirkt.

Dem Inhaltsstoff Allicin und dessen Abbauprodukten sprechen Experten diverse gesundheitsfördernde Effekte zu. In Laborversuchen fanden Wissenschaftler heraus, dass Knoblauch das Wachstum von Bakterien und Pilzen hemmt und sogar leicht antiviral wirkt.

Außerdem greift die Knolle – zumindest in Experimenten – hemmend in die Blutgerinnung ein. Dadurch könnte das Zwiebelgewächs potenziell Blutgefäße vor negativen Einflüssen schützen. Darauf weisen auch Studien hin: Menschen, die regelmäßig Knoblauch essen, bekommen seltener Herz-Kreislauf-Krankheiten.

Wer blutverdünnende Mittel einnehmen muss, sollte Knoblauch vorsichtig verwenden, denn unter Umständen verstärkt die Heilpflanze die blutgerinnungshemmende Wirkung der Medikamente. Im Zweifel immer den Arzt des Vertrauens fragen.

Manche Menschen vertragen Knoblauch nicht so gut und bekommen Magenschmerzen oder ihnen wird übel.

Alle anderen interessieren sich vielleicht für zwei traditionelle Rezepte:

Knoblauchtinktur nach asiatischem Rezept
Traditionelle Knoblauch-Zitronen-Kur

Quellen: Wikipedia, www.zentrum-der-gesundheit.de, www.apotheken-umschau.de, mündliche Überlieferungen, Volkswissen

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Ayurveda

Ayur Veda
..ist die „Wissenschaft vom langen Leben“. Mit der rund 4000 Jahre alten, aus der alten vedischen Hochkultur Indiens stammenden Tradition, ist Ayur veda das älteste bekannte Gesundheitssystem überhaupt.

Kern des Ayur Veda sind die drei Doshas, die drei grundlegenden Konstitutionen.

Vata – entspricht dem Äther und dem Luftelement (Bewegungsprinzip)
Pitta – entspricht dem Feuer (Stoffwechselprinzip)
Kapha – Entspricht dem Wasser und dem Erdelement (Strukturprinzip)

Die meisten Menschen lassen sich einem dieser Doshas, welches überwiegt, zuordnen. Für die Gesundheit und das Wohlbefinden eines Menschen ist es wichtig, dass sich die Doshas in einem gesunden Gleichgewicht befinden.

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Aloe Vera

Dieses Liliengewächs (Aloe barbadensis Miller) wird schon lange wegen seiner wunderbaren kosmetischen Effekte geschätzt und wird auch als lebende Hausapotheke bezeichnet. Bei Bedarf schneidet man Teile der unteren, älteren Blätter ab und bringt den austretenden, dickflüssigen Saft direkt auf die Haut, z.b. bei Sonnenbrand oder als Feuchtigkeitsspender, als Gleitmittel nach den Wechseljahren, als Aftershave, bei kleinen Verletzungen, Verbrennungen oder Insektenstichen. In Südostasien wird der Saft auch wie flüssige Seife für die Haarwäsche genutzt. Auch gibt es eine spezielle Züchtung der Aloe barbadensis Miller („sweet“), die als essbare Aloe bezeichnet wird, da die sonst üblichen Bitterstoffe fehlen. Sie wird z.B. für Joghurts oder Mixgetränke verwendet, kann aber auch pur gegessen werden. Die herkömmliche Aloe Vera schmeckt dagegen extrem bitter und ist nur für den äußerlichen Gebrauch geeignet. So ist die bekannte Aloe Vera (Aloe barbadensis Miller) in Deutschland auch nicht als Heilpflanze, sondern nur zu kosmetischen Zwecken zugelassen.

Einzig die Baum-Aloe ( Aloe arborescens) ist in Deutschland als Heilpflanze zugelassen. Eine verbreitete Anwendung findet sich in der Unterstützung von Tumorbehandlungen, als Vorbereitung für eine traditionelle Therapie oder in Endstadien, wenn andere Therapien nicht mehr helfen. Außerdem wird über positive Wirkungen in der Behandlung von arthritischem Rheumatismus, zur Wiederherstellung der Leberfunktion und zur Senkung des Blutzuckerspiegels bei Diabetes Mellitus berichtet. Aloe arborescens gilt wegen abführender Anthrachinone als wirkungsvolles Entschlackungsmittel und soll sogar bei Fibromyalgie helfen.
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Wunder der Pflanzen

Es erscheint uns leicht als selbstverständlich und doch verzaubert die nie endende Dynamik, die Gestaltungs- und Wirkungskraft der Pflanzenwelt uns immer wieder aufs Neue. Es ist das Wunder des Lebens, welches sich hier immer wieder zeigt, von der Aussaat, über die ersten Keimblätter, prächtige oder duftende Blütenstände bis zur Frucht- und Samenbildung und dem erneuten Beginn dieses Kreislaufs.
Viele Pflanzen ernähren uns, andere entzücken uns, manche heilen und wiederum andere schmecken einfach lecker oder erfreuen schlicht das Auge. Schon immer wurden Pflanzen oder aus Pflanzen gewonnene Wirkstoffe verwendet um Krankheiten zu heilen oder zu lindern. Obwohl sich heute wieder mehr Menschen für diese natürlichen Mittel interessieren, droht dieses Wissen doch vielfach in Vergessenheit zu geraten. liebhaberteile.de wird daher immer wieder Anregungen geben, um dieses Wissen weiter zu verbreiten.

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Heilpflanzen

Auch scheinbar unbedarfte Kinderreime haben es in sich. “Petersil und Suppenkraut wächst in unserem Garten, unser Lieschen ist die Braut, kann nicht länger warten, roter Wein und weißer Wein, morgen wird die Hochzeit sein”, heißt es. Diese seit langem überlieferten Verse sind nur auf den ersten Blick naiv, in Wirklichkeit geht es um die tragische Situation einer schwangeren, unverheirateten Frau. Mit Hilfe der giftigen Petersilie treibt sie ihr Kind ab, der rote und der weiße Wein weist auf die Körperflüssigkeiten hin. Die Petersilie ist tatsächlich in Teilen toxisch. Während die Wurzel die Manneskraft stärken soll, wurde der hochgiftige Samen für riskante Abtreibungen benutzt. Da greift man dann doch lieber zum schützenden Frauenmantel (Er heißt so, weil die Blätter an einen mittelalterlichen Umhang erinnern), der weibliche Leiden und Menstruationsbeschwerden lindern soll, auch wenn die Wirkung, streng genommen, wissenschaftlich nicht belegt ist.

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Slow Food

Foto: Frank Borowski 

SLOW FOOD
bewusst, gesund, lecker… Genuss für alle Sinne

Die Organisation wurde im Juli 1986 von Carlo Petrini aus dem piemontesischen Bra und seinen Freunden des Barolo auf Schloss Fontanafredda mitten in den Weinbergen des Barolo als „Arcigola“ gegründet. Zusätzlichen Anschub erhielt die Bewegung durch die Eröffnung einer Burger-Filiale 1986 auf der von antiken und barocken Gebäuden umgebenen Piazza Navona in Rom. Daraufhin organisierten neben Petrini vor allem Redakteure der Tageszeitung Il Manifesto ein öffentliches Protestessen mit traditionellen italienischen Speisen an der Spanischen Treppe in Rom. Am 9. Dezember 1989 wurde aus Arcigola bei einem Treffen von Anhängern aus aller Welt in der Komischen Oper von Paris Slow Food. Seither ist Slow Food eine internationale Vereinigung mit mehr als 100.000 Mitgliedern

In einer programmatischen Erklärung werden die Ziele der Bewegung erläutert:

Der Genuss steht im Mittelpunkt, weil jeder Mensch ein Recht darauf hat.
Qualität braucht Zeit.
Die ökologische, regionale, sinnliche und ästhetische Qualität ist Voraussetzung für Genuss.
Geschmack ist keine Geschmackssache, sondern eine historische, kulturelle, individuelle, soziale und ökonomische Dimension, über die durchaus gestritten werden soll.

Darüber hinaus versteht sich der Verein als Lobby für Geschmack, aber auch für regional angepassten und ökologischen Anbau, für den Erhalt der Biodiversität und der kulinarischen Kulturen.
In Deutschland wurde 1992 ein nationaler Verein gegründet. Slow Food Deutschland e.V. hat inzwischen über 13.500 Mitglieder in rund 85 lokalen Gruppen, den Convivien. Der Verein ist Träger der Demonstration „Wir haben es satt!“. Seit 2011 steht Ursula Hudson dem Verein vor. Burchard Bösche beschreibt in seinem Buch die Gründung von Slow Food 1996 in Hamburg.
Slow Food Youth Network, die Jugendbewegung von Slow Food, ist ebenfalls in Deutschland aktiv. Junge Köche, Bauern, Künstler, Lebensmittelhandwerker, Studierende und Interessierte für die Ziele von Slow Food ein – durch Schnippeldiskos, Eat-Ins, Kochaktionen, Workshops und vieles mehr.
Die Ziele der Bewegung umfassen auf internationaler Ebene vor allem den Erhalt der biologischen und kulturellen Vielfalt im Lebensmittelbereich, die Förderung einer handwerklichen und umweltfreundlichen Lebensmittelerzeugung, die Förderung der Geschmacks- und Lebensmittelbildung und die Unterstützung des direkten Kontakts und der Solidarität von Produzenten, Verbrauchern (Coproduzenten), Händlern, Köchen, Wissenschaftlern und anderen Akteuren der Lebensmittelwelt. Ein wichtiges Projekt ist die Slow Food Arche des Geschmacks, ein internationales Projekt zur Bewahrung regionaler Nahrungsspezialitäten sowie Projekte zur Erhaltung regionaler Obst-, Gemüse-, Getreidesorten- und Nutztiervielfalt. Es geht ihr aber auch um den Erhalt, die Wiederbelebung und Umsetzung traditioneller Weiterverarbeitungsmethoden.
Inzwischen engagieren sich über 100.000 Mitglieder in tausenden von Projekten in über 160 Ländern für den respektvollen Umgang mit hochwertigen Lebensmitteln und deren bewussten Genuss. website: slowfood.com

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Willkommen auf dem Marktplatz für das Gute und Schöne

 

liebhaberteile.de, die Plattform für ein besseres Leben.

Du kannst hier nicht nur schöne Dinge ansehen, kaufen, verkaufen oder mieten, Du kannst Dich auch mit anderen Gleichgesinnten austauschen, neue Bekanntschaften machen oder zahlreiche andere Anregungen, Ideen oder Angebote für ein Gutes Leben finden. Das Gute und Schöne findest Du in den Kategorien Körper und Geist, alles rund um Gesundheit, der Kategorie Home, rund um Wohnen, Haus und Garten oder im Bereich Kunst und Design. Selbstverständlich kannst Du auch endlos in den zahlreichen Shops stöbern. Tausche Dich aus,vernetze Dich, mach Dein Leben schöner…

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Europa, wie wir wurden, was wir sind – Der Name Europa

Die Geschichte Europas ist die Geschichte der Menschen auf dem europäischen Kontinent, von dessen erster Besiedlung bis zur Gegenwart.

Die klassische Antike begann im antiken Griechenland, das im Allgemeinen als der Beginn der westlichen Zivilisation angesehen wird und einen immensen Einfluss auf Sprache, Politik, Erziehungssysteme, Philosophie, Naturwissenschaften und Künste ausübte.

DER NAME EUROPA

Es gibt verschiedene Sagen von der Entführung Europas in der Griechischen Mythologie. Ovid erzählt in den „Metamorphosen“, dass Europa, die Tochter des phönizischen Königs Agenor, mit ihren Gefährtinnen am Strand des Mittelmeeres spazieren ging. Zeus verliebte sich in das schöne Mädchen und beschloss, es zu entführen. Er nahm die Gestalt eines weißen Stiers an, der dem Meer entstieg und sich Europa näherte. Das Mädchen streichelte das überaus schöne, zutrauliche Tier und fand sich schließlich bereit, auf dessen Rücken zu klettern. Darauf erhob sich der Stier und stürmte ins Meer, das er mit Europa auf dem Rücken durchquerte. Zeus entführte Europa nach Kreta, wo er sich ihr in seiner göttlichen Gestalt zu erkennen gab.[Ovid, Metamorphosen ii.833-875] Er zeugte mit ihr drei Söhne: Minos, Rhadamanthys und Sarpedon. Aufgrund einer Verheißung der Aphrodite wurde der Erdteil zu dem Kreta gehört nach ihr benannt.

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Europa, wie wir wurden, was wir sind – Mittelsteinzeit, Jungsteinzeit, Neolithikum

Für Nordeuropa waren mehrere Eiszeiten vor allem für die weitere Entwicklung der geologischen Formationen bestimmend. Diese Vereisungen betrafen das heutige Skandinavien, Island, Irland, den Norden Deutschlands, Polens und Russlands. Die letzte Hauptvereisungszeit dauerte etwa von 23.000 bis 10.000 v. Chr.

Die Zeit nach dem Ende der letzten Vereisung in Europa wird als Mittelsteinzeit bezeichnet. Es breiteten sich dichte Wälder in Europa aus und die wenigen Menschen, die nomadisch in kleinen Sippen von etwa 20 Personen als Jäger und Sammler lebten, mussten sich an die neuen Umweltbedingungen gewöhnen.

In einer langen Entwicklung, beginnend im 10. Jahrtausend v. Chr., begann sich im Fruchtbaren Halbmond (vom Südiran über Nordsyrien, Südtürkei, bis Libanon, Palästina) die Landwirtschaft zu entwickeln. Diese Entwicklung, auch als „Neolithische Revolution“ bezeichnet, verbreitete sich im 6. Jahrtausend v. Chr. nach Europa.

Nach Westen verlief diese Ausbreitung entlang der Küsten des Mittelmeeres, nach Nordwesten entlang der Donau ins westliche Mitteleuropa. Nach Nordosten um oder entlang der Küsten des Schwarzen Meeres. Die Ausbreitungswege nach Osten sind bisher weniger erforscht.

Hinweise auf dauerhafte Siedlungen des Menschen (Homo sapiens) gibt es von ca. 5000 v. Chr. an. Aus dieser Zeit wurden zum Beispiel an der Lahn in Wetzlar-Dalheim Siedlungsreste der Bandkeramiker gefunden. Die Fachwerkhäuser haben einen je 30 Meter langen Grundriss. Sie werden von einem rund zwei Meter tiefen Graben sowie einem vorgelagerten Wall geschützt. Zur Sicherstellung der Wasserversorgung bestanden zwei voneinander unabhängige Brunnen innerhalb der Befestigung. (Die Bandkeramik ist die älteste Bauernkultur Mitteleuropas. Die Menschen im Gebiet des heutigen Deutschlands begannen erstmals stabile Häuser zu bauen, Keramik zu produzieren, Getreide anzubauen und Tiere zu züchten und legten damit die Wurzeln unserer heutigen Kultur. Zahlreiche Fundplätze und Funde sind bekannt, aus denen das damalige Leben gut rekonstruiert werden kann. Benannt wurde die Kultur, die auf 5500 bis etwa 5000 v. Chr. Datiert wird, nach den bandartigen Motiven, mit denen die Menschen damals ihre Gefäße verzierten.)

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Europa, wie wir wurden, was wir sind – Bronzezeit, Eisenzeit, Griechen und Römer

Bildnachweis:
Furfur, German localization of the original Image:RomanEmpire 117.svg, made by Andrei nacu [GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html) or CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], from Wikimedia Commons

 

Bis um 1800 v. Chr. hatte sich in ganz Europa die Bearbeitung von Bronze verbreitet.Etwa um 800 v. Chr. begannen die Menschen in Mitteleuropa mit der Verhüttung von Eisen. Namentlich die den Illyrern und Kelten zugeschriebenen Kulturen der Hallstattzeit und der Latènezeit. (Das Eisenzeitalter wird nach den Fundorten Hallstatt in Österreich in frühe Eisenzeit, ca. 800 v. Chr. -450v Chr., und La Tène in der Schweiz, 450 v. Chr in späte Eisenzeit unterteilt.

Die erste Hochkultur in Europa war die der Minoer auf der Insel Kreta, die um 2000 v. Chr. begann. Von dieser stark beeinflusst entstand auf dem nahe gelegenen griechischen Festland ab ca. 1700 v. Chr. die Mykenische Kultur.

Am Ende der Bronzezeit brachen die älteren griechischen Herrschaftsgebilde zusammen und eine neue Zivilisation erwuchs an ihrer Stelle.[Hans-Joachim Gehrke, Helmuth Schneider (Hrsg.): Geschichte der Antike. 4. erweiterte und aktualisierte Auflage. Stuttgart/Weimar 2013.]

Die griechische Zivilisation war eine Ansammlung von Stadtstaaten (Poleis), die bedeutendsten davon waren Athen und Sparta, die unterschiedliche Regierungsformen aufwiesen. Kulturell entstanden im antiken Griechenland bedeutende Leistungen in Politik (wie die Demokratie), Philosophie, Mathematik, Physik, Sport, Theater, Literatur, Geschichtsschreibung und Musik. Die Stadtstaaten gründeten mehrere Kolonien an den Küsten des Mittelmeeres, vor allem in Kleinasien, auf Sizilien und in Süditalien.

Die Griechen waren die erste Kultur, die eine Vorstellung eines Kontinents „Europa“ entwickelte und ihm auch den Namen gab. Er entstand wohl als Abgrenzung zur „asiatisch“ empfundenen Kultur der Perser, die durch ihre Expansion als Bedrohung der eigenen Lebensart wahrgenommen wurde. Gemeint war mit „Europa“ hier in erster Linie die griechische Welt des Mittelmeers von Spanien bis zum Schwarzen Meer, es gab aber auch schon das Bewusstsein, dass der geographische Bereich weiter nach Norden reicht, etwa bei Herodot.

Die griechische Kultur, die sich während des Hellenismus über weite Teile der östlichen Mittelmeerwelt ausgebreitet hatte, wurde vom Römischen Reich übernommen, das sich nach der Eroberung Italiens seit dem 3. Jahrhundert v. Chr. von Italien aus nach und nach über den gesamten Mittelmeerraum ausbreitete und im frühen 2. Jahrhundert n. Chr. seine größte Ausdehnung erreichte. Der römische Kaiser Konstantin der Große förderte mit der konstantinischen Wende den Aufstieg des Christentums zur Staatsreligion im Imperium und verlegte seine Residenz in den Osten des Reiches nach Konstantinopel, dem heutigen Istanbul.

Nach der Königszeit wandelte sich Rom (der Sage nach um 509 v. Chr., wahrscheinlich jedoch erst im frühen 5. Jahrhundert v. Chr.) zu einer Republik, in der die Politik aber von einer relativ kleinen und wohlhabenden Schicht betrieben wurde. Rom übernahm viel vom Wissen der Griechen, als es sich von Italien her ausbreitete. Die Römer nutzten es zu ihrem Vorteil, dass ihre Gegner nicht in der Lage waren, sich gegen Rom zu vereinigen und Rom größere Mengen an Truppen mobilisieren konnte. Die einzige wirkliche Gefahr für Roms Aufstieg kam von der phönizischen Kolonie Karthago. Mit der entscheidenden Niederlage Karthagos am Ende des 3. Jahrhunderts v. Chr. (Punische Kriege) stieg Rom endgültig zur unbestrittenen Vormacht im westlichen Mittelmeerraum auf. Ab dem 2. Jahrhundert v. Chr. weitete Rom seine Einflusssphäre auf die hellenistischen Mächte im Osten aus, wo zuletzt Ägypten im Jahr 30 v. Chr. an Rom fiel.

Die Republik wurde seit dem späten 2. Jahrhundert v. Chr. von fast hundert Jahren Bürgerkriegen geplagt. Gaius Iulius Caesar legte durch die Siege über seine politischen Konkurrenten das Fundament für die Abschaffung der Republik, die Ende des 1. Jahrhunderts v. Chr. unter Augustus zum römischen Kaiserreich (Prinzipat) umgestaltet wurde.

Das Imperium Romanum begriff sich selbst nie als „europäisches Reich“, sondern als Reich am „mare nostrum“, dem Mittelmeer: Es hatte dort sein Zentrum und kontrollierte alle Regionen, die ans Mittelmeer grenzten. Die europäische Idee spielte keine politische Rolle, die kulturellen Leistungen (Sprache, Recht, Architektur) prägten jedoch in späteren Zeitaltern die Vorstellung von Europa entscheidend mit.[Monika Franz: Fundamente europäischer Identität, Teil I, BLZ-Report 02/2004, http://www.blz.bayern.de/blz/report/02_04/1.html]

Um 100 hatte Rom seine Grenze im Norden an Rhein und Donau vorgeschoben und auch Britannien erobert; im Osten reichte der römische Machteinfluss bis nach Mesopotamien. Unter Kaiser Trajan im 2. Jahrhundert erreichte das Römische Reich seine größte Ausdehnung. Im Osten wurde die römische Expansion jedoch vom Partherreich und (seit dem frühen 3. Jahrhundert) vom Sassanidenreich behindert. Der Augusteische Frieden, der auch als Pax Romana bezeichnet wurde, wurde in der Reichskrise des 3. Jahrhunderts durch Bürgerkriege geschwächt. Anschließend gelang es Kaiser Diokletian, das Imperium durch Verwaltungsreformen entscheidend zu stabilisieren, und es begann die Spätantike. Sein Nachfolger Konstantin förderte das Christentum (konstantinische Wende), das unter Theodosius I. Ende des 4. Jahrhunderts zur Staatsreligion im Imperium erhoben wurde. Es kam zur Ausbildung der Reichskirche, wenngleich immer wieder theologische Konflikte ausgetragen werden mussten (Arianismus, Monophysitismus).

Durch die Reichsteilung von 395 wurde das Imperium in einen westlichen (bis 476) und einen östlichen Herrschaftsbereich aufgeteilt. Das Reich geriet von außen (durch die Germanen an Rhein und Donau) sowie im Osten (durch das Sassanidenreich) unter erheblichen Druck. Die Kaiser im Westen besaßen schließlich kaum noch faktische Macht, sondern waren von den mächtigen Heermeistern weitgehend abhängig. Der wirtschaftlich stärkere Osten hingegen überstand die Krisen des 5. Jahrhunderts intakt, befand sich aber im 6. Jahrhundert fast durchgehend im Kriegszustand (siehe Justinian I. und Römisch-Persische Kriege).

Nach dem Untergang des Weströmischen Reiches 476 blieben große Teile Südosteuropas im Machtbereich des Oströmischen Reiches (Byzanz), während das Gebiet des früheren Weströmischen Reiches im Laufe der Völkerwanderung eine instabile Zeit durchlebte und sich hier mehrere germanisch-romanische Reiche bildeten.

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Europa, wie wir wurden, was wir sind – Völkerwanderung, Neue Ordnungen

Ende des 4. Jahrhunderts setzte mit dem Vordringen der Hunnen nach Osteuropa die sogenannte Völkerwanderung ein, die eine wellenartige Fluchtbewegung mehrerer (vor allem germanischer) Stammesgruppen auslöste, und die mit dem Einbruch der Langobarden in Italien 568 endete. Viele Aspekte der Völkerwanderung werden heute differenzierter betrachtet. [Vgl. Walter Pohl: Die Völkerwanderung. 2. Aufl. Stuttgart 2005]

In diesem Zusammenhang wird betont, dass den eindringenden germanischen Gruppen weniger an Zerstörung, sondern vielmehr an Teilhabe an der antiken Kultur gelegen war, die auch in den germanisch-romanischen Nachfolgereichen noch im 6. Jahrhundert gepflegt wurde. Im Jahre 476 kam es zum „Untergang“ des Weströmischen Reiches, der von den Zeitgenossen aber kaum als solcher empfunden wurde (denn in Konstantinopel herrschte immer noch ein Kaiser) und erst im Nachhinein eine größere Bedeutung bekam.

Nach dem Ende der Antike bestimmten mehr oder weniger langlebige Neubildungen verschiedener Reiche die historische Landschaft in Westeuropa. Das hellenistisch geprägte Oströmische Reich, nach seiner Hauptstadt Byzanz in der Moderne auch Byzantinisches Reich genannt, konnte sich hingegen noch ein weiteres Jahrtausend bis zur Eroberung seiner Hauptstadt 1453 halten.

Die in den 30er Jahren des 7. Jahrhunderts beginnende Ausbreitung der Araber brachte die islamische Kultur an die Mittelmeerküsten, von Kleinasien über Sizilien bis nach Spanien. Die raschen arabischen Eroberungen waren auch eine Folge der Schwächung Ostroms, das sich bis 628 im Kriegszustand mit dem Sassanidenreich befunden hatte. Ostrom konnte ein Restreich halten und den arabischen Vormarsch damit im Osten zum Stillstand bringen. Der Einbruch der Araber in die Mittelmeerwelt bedeutete das endgültige Ende der Antike, wobei die Epochengrenze zwischen Spätantike und Frühmittelalter fließend ist.

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Europa, wie wir wurden, was wir sind – Frühmittelalter, Mittelalter

In der Epoche des Übergangs von der Spätantike zum Frühmittelalter, der Merowingerzeit, verkümmerte die städtische Kultur, der Handel ließ stark nach und die Menschen kehrten zu ländlichen Gemeinschaften zurück. Der Feudalismus ersetzte die römische Zentralverwaltung. Die einzige Institution, die den Zusammenbruch des westlichen Reiches überlebte, war die Kirche, die einen Teil des römischen kulturellen Erbes bewahrte und bis zum 14. Jahrhundert außerhalb von Byzanz einen Schwerpunkt der Bildung und Wissenschaft darstellte. Byzanz befand sich unter Kaiser Basileios II. auf dem Höhepunkt der Macht, verlor aber in der Folgezeit mehrere Territorien und an Einfluss.

Karl der Große, 800 vom Papst zum Kaiser (im Westen) gekrönt, beherrschte große Teile Westeuropas, das jedoch bald darauf von Wikingern, Muslimen (islamische Expansion bereits seit dem 7. Jahrhundert) und Magyaren (Ungarneinfälle) angegriffen wurde. Das Paderborner Epos, ein Werk der das Abendland erfassenden Karolingischen Renaissance, erklärte ihn zum „Vater Europas“ (pater Europæ). [Dieter Hägermann: Karl der Große, Herrscher des Abendlandes, Berlin u. a. 2000 ]

Nach der Krönung Karls des Großen durch Papst Leo III. zum römischen Kaiser im Jahre 800 (womit im Denken der Zeitgenossen das antike Römerreich erneuert wurde) wurde die neue Hauptresidenz des Kaisers Aachen zu einem Zentrum der Kunst und der Wissenschaften und gab damit den Anstoß zur karolingischen Renaissance, der Neubelebung der Kultur unter Rückbesinnung auf die Antike. Karl eroberte große Teile von Italien und anderen umliegenden Ländern und vergrößerte damit sein Reich . Er bekam dabei Hilfe durch den Papst, der nicht länger auf den Schutz des Byzantinischen Reiches vertrauen konnte. Auf diese Art wurde der Papst zunächst ein Lehnsmann des Kaisers, der Rom vor der Gefahr von Langobarden und Sarazenen schützte, später aber wurden die Güter des Papstes zum unabhängigen Kirchenstaat in Mittelitalien.

Die Aufteilung des Reiches unter seinen Nachkommen führte zur Entstehung des Westfrankenreiches, aus dem im 9. und 10. Jahrhundert Frankreich hervorging, und des Ostfrankenreiches, aus dem 962 mit der Kaiserkrönung Ottos I. das (allerdings erst seit 1254 so genannte) Heilige Römische Reich wurde. Während und nach den Erbfolgekriegen gewann das feudalistische System an Bedeutung. Das römisch-deutsche Reich entwickelte sich nie zu einem Nationalstaat und vertrat einen expliziten Universalanspruch (Reichsidee). Die Stellung des Königtums gegenüber den starken Landesherren war aber vergleichsweise sehr schwach ausgeprägt, so dass sich eine konsensuale Herrschaftsform entwickelte.

Die normannische Eroberung Englands und Süditaliens waren Meilensteine in der europäischen Geschichte. In England etablierte sich im 12. Jahrhundert das Haus Plantagenet, das auch über erhebliche Besitzungen im Königreich Frankreich verfügte. Dies führte zu wiederholten, auch militärisch geführten Konflikten mit der französischen Krone, die seit dem späten 12. Jahrhundert ihre Macht stärker konsolidierte. Den Höhepunkt dieser Entwicklung markierte der Hundertjährige Krieg im 14. und 15. Jahrhundert. In Süditalien und Sizilien entstand ein normannisches Königreich, das im späten 12. Jahrhundert an die Staufer fiel, bevor es in den 60er Jahren des 13. Jahrhunderts an das Haus Anjou fiel.

Im 11. Jahrhundert war in den unabhängigen Stadtstaaten Italiens wie Venedig und Florenz eine wirtschaftliche und kulturelle Blüte zu verzeichnen, gleichzeitig wurden in Italien die ersten Universitäten Europas gegründet. Neben dem Heiligen Römischen Reich, Frankreich und dem Kirchenstaat formten sich Königreiche wie England, Spanien (Reconquista), Königreich Ungarn, Königreich Polen und die Kiewer Rus. Im Gegensatz dazu blieben Deutschland und Italien noch in eine Vielzahl kleiner Feudalstaaten und unabhängiger Städte zersplittert, die dem Kaiser nur formell unterstanden.

Im Morgenländischen Schisma 1054 spaltete sich die Kirche in die römisch-katholische und die orthodoxe Kirche auf. Dies führte zu einer nachhaltigen Entfremdung zwischen den Regionen, in denen diese Konfessionen vorherrschend waren. Ein Tiefpunkt der Entwicklung war die Eroberung und Plünderung Konstantinopels im Vierten Kreuzzug 1204. Im späten 11. Jahrhundert begannen die Kreuzzüge in den Vorderen Orient, die bis ins 13. Jahrhundert in unterschiedlicher Intensität fortgeführt wurden.

Im Mittelalter existierten auch nachhaltigste Herrschaften außereuropäischer Mächte über Teile Europas. Gegen Ende des 6. Jahrhunderts kontrollierten die Awaren weite Teile des Balkans, doch befand sich ihre Macht bereits im 7. Jahrhundert im Niedergang. In den 90er Jahren des 8. Jahrhunderts wurden die Awaren von den Franken unter Karl dem Großen geschlagen, das Restreich der Awaren befand sich im frühen 9. Jahrhundert in einem endgültigen Auflösungsprozess. Im April 711 begann die Invasion der Umayyaden in Südspanien, die den Grundstein legte für eine bis 1492 andauernde arabische Herrschaft über die Iberische Halbinsel. Zu ihrer größten Ausdehnung umfasste der Herrschaftsbereich neben dem heutigen Spanien, Portugal auch Teile von Südfrankreich. Insbesondere durch die Übersetzerschule von Toledo wurden arabische Schriften aus den Bereichen Astronomie, Physik, Alchemie und Mathematik ins Lateinische bzw. Kastilische übersetzt. Die so gewonnenen Erkenntnisse kamen unter anderem nach Italien und hatten starken Einfluss etwa auf die Entstehung der Scholastik. (Georg Bossong: Das maurische Spanien. Geschichte und Kultur. Beck, München 2010, S. 73ff) In den frühen 1220er Jahren begann unter den Generälen des Dschingis Khan, Jebe und Subutai, die Invasion der Mongolen in Europa. In der heutigen Ukraine schlugen sie zunächst ein russisches Heer in der Schlacht an der Kalka. Ab 1237 eroberten Dschötschi und Batu Khan die meisten russischen Fürstentümer. (J. L. I. Fennell: The Crisis of Medieval Russia 1200–1304. London 1983) Sie drangen bis 1241 ins heutige Deutschland, Tschechien und Österreich vor und siegten in der Schlacht bei Liegnitz (Polen) und in der Schlacht bei Muhi (Ungarn). Diese Eroberungen wurden zur Goldenen Horde, die noch bis 1502 ein bedeutender Machtfaktor war. Durch die Pax Mongolica gab es auch hier erhöhte Reisetätigkeit in beide Richtungen und einen Technologietransfer nach Europa.(Donald Lach: Asia in the Making of Europe I. Chicago 1965)

Eine der größten Katastrophen, die Europa heimgesucht haben, war die Schwarze Pest. Es gab eine Reihe von Epidemien, aber die schwerste von allen war der „Schwarze Tod“ von 1346 bis 1352, die vermutlich ein Drittel der Bevölkerung Europas tötete. Die Pandemie trat zuerst in Asien auf und gelangte über die Handelsrouten nach Europa. Im Zusammenhang mit dem Pestausbruch fanden zudem Judenverfolgungen statt.

Das europäische Mittelalter war unter anderem geprägt von der Entstehung des Lehnswesens, einer ständischen Herrschaftsordnung und einer starken Rolle der christlichen Religion in Kultur und Alltag.

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Europa, wie wir wurden, was wir sind – Ende des Mittelalters, Renaissance

Das Ende des Mittelalters wird normalerweise mit dem Fall von Konstantinopel 1453 und der endgültigen Eroberung des Byzantinischen Reichs durch die Osmanen verbunden. Die Osmanen machten Konstantinopel zur neuen Hauptstadt des Osmanischen Reichs, das bis 1919 Bestand hatte und in seiner größten Ausdehnung den Nahen Osten, Nordafrika, die Krim, den Kaukasus und den Balkan umfasste.

Die Renaissance, das erneute kulturelle Aufleben der griechisch-römischen Antike, begann im 14. Jahrhundert in Florenz. Die Ausbreitung des Buchdrucks, ausgehend von der Erfindung der Druckerpresse durch Johannes Gutenberg in Mainz, förderte die Bewegungen des Humanismus und der Reformation. Das Zeitalter der Reformation und Gegenreformation war von zahlreichen Religionskriegen gekennzeichnet, die ihren Abschluss im Dreißigjährigen Krieg und dem Westfälischen Frieden 1648 fanden.

Im 15. Jahrhundert, am Ende des Mittelalters, waren mächtige Nationalstaaten wie Frankreich, England und Polen-Litauen entstanden. Die Kirche dagegen hatte viel von ihrer Macht durch Korruption, innere Meinungsverschiedenheiten und die Ausbreitung der Kultur verloren, die zur Weiterentwicklung von Kunst, Philosophie, Wissenschaft und Technik im Renaissance-Zeitalter führte.

ie neuen Nationalstaaten waren im Kampf um die Vormachtstellung in Europa andauernd in einem Zustand politischer Veränderung und in Kriege verstrickt. Besonders mit dem Losbrechen der Reformation (nach gesamteuropäischer Betrachtung ab 1520), die Martin Luther mit seiner Verbreitung der Thesen zum Ablass 1517 mitbedingte, verwüsteten politische Kriege und Religionskriege den Kontinent. Das „Zeitalter der Glaubensspaltung“ führte zum Bruch zwischen dem Katholizismus und dem Protestantismus. In England brach König Heinrich VIII. mit Rom und erklärte sich selbst zum Oberhaupt der Kirche. In Deutschland einte die Reformation die verschiedenen protestantischen Fürsten gegen die katholischen Kaiser aus dem Hause Habsburg. In Frankreich konnte nach acht Hugenottenkriegen, mit dem Massaker der Bartholomäusnacht 1572 als Höhepunkt, mit dem Edikt von Nantes 1598 eine zeitweilige Beruhigung der Lage erreicht werden.

Die christliche Reconquista Spaniens und Portugals führte zum Zeitalter der Entdeckungen in Nord- und Südamerika, Afrika und Asien, zum Aufbau europäischer Kolonialreiche sowie zum „Columbian Exchange“, dem Austausch von Pflanzen und Tieren zwischen der östlichen und westlichen Hemisphäre.

Die zahlreichen Kriege hielten die neuen Staaten nicht von der Erforschung und Eroberung großer Teile der Welt ab, besonders im neu entdeckten Amerika. Im frühen 16. Jahrhundert waren Spanien und Portugal, die bei der Erforschung führend waren, die ersten Staaten, die Kolonien in Südamerika sowie Handelsposten an den Küsten Afrikas und Asiens gründeten, aber Frankreich, England und die Niederlande taten es ihnen bald nach.

panien hatte die Kontrolle über große Teile Südamerikas und die Philippinen, Großbritannien hatte ganz Australien, Neuseeland, Indien und große Teile von Afrika und Nordamerika, Frankreich hatte Kanada und Teile von Indien (beide verlor es 1763 an Großbritannien), Teile Südostasiens (Französisch-Indochina) und große Teile Afrikas unter Kontrolle. Die Niederlande bekamen Indonesien und einige Inseln in der Karibik, Portugal gehörten Brasilien und mehrere Gebiete in Afrika und Asien. Später erwarben auch andere Mächte wie Russland, Deutschland, Belgien, Italien, außerhalb Europas die USA und Japan einige Kolonien.

Der Amerikanische Unabhängigkeitskrieg, der 1776 zur Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten führte, sowie die Unabhängigkeitserklärungen der südamerikanischen Staaten setzten der europäischen Kolonialisierung Grenzen.

In diesen zwei Jahrhunderten erreichten die religiösen und dynastischen Spannungen ihren Höhepunkt im Dreißigjährigen Krieg von 1618 bis 1648, der längsten Kriegsperiode, an dem nahezu der gesamte Kontinent beteiligt war. Dieser Krieg begann mit dem sogenannten Prager Fenstersturz und endete mit dem Westfälischen Frieden, der den Territorialherren im Heiligen Römischen Reich weitgehende Souveränität verschaffte und die Entwicklung von Nationalstaaten einleitete. Durch den Dreißigjährigen Krieg wurden ganze Landstriche verwüstet und entvölkert, und es bedurfte mehr als einer Generation, bis sich die Bevölkerung wieder erholt hatte. Die mittelalterliche Feudalordnung löste sich im 17. Jahrhundert weitgehend auf. Die Grafen und Fürsten verloren mit der stetigen Unabhängigkeit der Bevölkerung viel Vermögen und dem Kaiser blieb am Ende nur die Ohnmacht des Reiches, wobei die Kleinstaaterei ihren Anfang nahm und die Nationalstaaten weiter gestärkt wurden bzw. der Absolutismus sich zur vorherrschenden Regierungsform entwickelte.

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Europa – wie wir wurden, was wir sind – Handel und Aufklärung

Das veränderte Machtgefüge hinterließ bleibenden Eindruck in der Kultur und im kollektiven Gedächtnis der Menschen, das hervorgegangen war aus dieser Unzufriedenheit und den daraus resultierenden Kriegsfolgen und nun ganz langsam zum Aufstieg des Bürgertums führte. Durch den resultierenden Aufschwung des Handels kam der Merkantilismus als Wirtschaftsform auf.

Eine Erschütterung wiederholte sich 1683 in Europa mit der zweiten Belagerung Wiens nach 1529 durch die Türken. Durch Einwirkung des Papstes kam es zu einer umfassenden Koalition zur Verteidigung gegen die Türken. Die damals stärkste Militärmacht Europas, Frankreich unter dem „Sonnenkönig“ Ludwig XIV., beteiligte sich nicht an der Koalition, sondern nutzte die Tatsache, dass der deutsche Kaiser mit der Türkenabwehr beschäftigt war, zur Fortsetzung seiner Reunionskriege.

Geistesgeschichtlich wurde die Renaissance durch die Philosophie der Aufklärung fortgesetzt, die die Stellung der Religion schwächte und die Grundlage für erste Demokratiebewegungen legte. Die Naturwissenschaften erzielten große Fortschritte; mit Erfindungen wie der Dampfmaschine begann im späten 18. Jahrhundert die industrielle Revolution, die Wirtschaft entwickelte sich zum frühen Kapitalismus. Ab 1756 wurde der Siebenjährige Krieg von Preußen und Großbritannien auf der einen Seite gegen Österreich, Frankreich und Russland auf der anderen Seite geführt. Die Hauptveränderung auf dem Kontinent war der Aufstieg Preußens zur Großmacht, das weltpolitische Ergebnis war, dass Frankreich einen großen Teil seiner Kolonien an Großbritannien verlor, das dadurch den Grundstein zu seinem Weltreich legte.

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts führte die Weigerung von König Ludwig XVI. von Frankreich, unterstützt vom Adel und der Kirche, dem sogenannten dritten Stand mehr Einfluss zu geben, zur Französischen Revolution von 1789. Es war ein maßgeblicher Versuch, einen neuen Staat nach den Prinzipien der Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit (Liberté, Egalité, Fraternité) zu schaffen. Der König wurde hingerichtet, in Frankreich wurde die Republik ausgerufen und eine Art demokratischer Regierung wurde errichtet. In den darauf folgenden Wirren, die unter anderem durch die Kriegserklärungen der meisten europäischen Monarchien ausgelöst wurden, übernahm General Napoleon Bonaparte nach dem Staatsstreich des 18. Brumaire VIII die Macht. Die Trennung von Exekutive und Legislative, also die Gewaltenteilung zwischen Gesetzgebung und Kontrolle, wurde nun in Frankreich vollzogen und war der Anfang vom Ende des Feudalismus in ganz Europa. Um ein Übergreifen von Revolutionen sowie veränderte Machtgefüge in Europa zu verhindern, nahmen am Ende des 18. Jahrhunderts die Koalitionskriege ihren Anfang.

Die industrielle Revolution, ausgehend von Großbritannien, förderte die Mechanisierung der Arbeitsprozesse und den internationalen Handel. Die Aufklärung forderte die Gewaltenteilung. Sie war der Vorbote der Französischen Revolution von 1789, aus welcher als neuer Herrscher Frankreichs Napoleon hervorging, der bis 1815 mehrere Kriege führte.

Die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts war von weiteren Revolutionen gekennzeichnet, aus denen das Bürgertum und die Arbeiterklasse in Frankreich und England gestärkt hervorgingen. 1861 entstand das Königreich Italien und 1871 das Deutsche Reich als Nationalstaaten, wie die meisten damaligen Staaten Europas in Form von konstitutionellen Monarchien. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts verstärkte sich im Zuge des Imperialismus der Konkurrenzkampf der europäischen Großmächte, bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914. Die russische Oktoberrevolution von 1917 führte zur Bildung der kommunistischen Sowjetunion.

In den zahlreichen Kriegen des napoleonischen Zeitalters besiegte Napoleon mehrmals den habsburgischen Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, der 1804 den Titel eines „Kaisers von Österreich“ annahm und nach der Bildung des sogenannten Rheinbundes 1806 die römisch-deutsche Kaiserkrone niederlegte, was das Ende des Heiligen Römischen Reiches als Staatswesen bedeutete. Auch Russland wurde mehrfach von Napoleon militärisch besiegt und Preußen erlitt 1806/7 ebenfalls eine schwere Niederlage. Napoleon errichtete zeitweilig erneut einen polnischen Staat in Form des Herzogtums Warschau, das im ausgehenden 18. Jahrhundert von Preußen, Österreich und Russland vernichtet worden war. 1804 ließ er sich zum französischen Kaiser ernennen. 1815 wurde er endgültig bei Waterloo geschlagen.

Nach der Niederlage Frankreichs versuchten die anderen europäischen Mächte beim Wiener Kongress von 1814/1815 unter Federführung des österreichischen Staatskanzlers Fürst von Metternich und in der Zeit des Vormärz zwischen 1815 und 1848, mit Hilfe von Restaurationsmaßnahmen die Situation vor 1789 wiederherzustellen. Sie waren jedoch längerfristig nicht in der Lage, die Ausbreitung der revolutionären Bewegungen aufzuhalten. Die Bürgerschicht war stark von den demokratischen Idealen der Französischen Revolution beeinflusst. Außerdem brachte die industrielle Revolution im Lauf des 19. Jahrhunderts tiefgreifende wirtschaftliche und soziale Veränderungen mit sich. Die Arbeiterklasse wurde zunehmend von sozialistischen, kommunistischen und anarchistischen Ideen beeinflusst, besonders von den Theorien, die von Karl Marx im Kommunistischen Manifest 1848 zusammengefasst worden waren. Weitere Destabilisierung kam durch die Gründung nationalistischer Bewegungen unter anderem in Deutschland, Italien und Polen, die die nationale Einheit und/oder die Befreiung von Fremdherrschaft forderten. Als Folge dieser Entwicklungen gab es in der Zeit zwischen 1815 und 1871 eine große Anzahl von Umsturzversuchen und Unabhängigkeitskriegen, etwa die Julirevolution 1830 oder die Revolutionen von 1848/49. Auch wenn die Revolutionäre oft besiegt wurden, hatten die meisten Staaten bis 1871 eine Verfassung erhalten und wurden nicht mehr absolutistisch regiert. Deutschland wurde 1871 nach den drei Einigungskriegen (1864 Deutsch-Dänischer Krieg, 1866 Deutscher Krieg gegen Österreich und 1870/1871 Deutsch-Französischer Krieg) im Schloss Versailles zum Deutschen Kaiserreich unter Kaiser Wilhelm I. ausgerufen. Dessen Politik wurde bis 1890 wesentlich von Reichskanzler Otto von Bismarck bestimmt, siehe dazu auch Bündnispolitik Otto von Bismarcks.

Ähnlich wie in Deutschland wurde nach dem Scheitern der demokratisch und liberal gesinnten Revolutionen und Unabhängigkeitsbewegungen in den italienischen Fürstentümern die italienische Einigung durchgesetzt. Nach drei Unabhängigkeitskriegen gegen Österreich entstand der italienische Nationalstaat als Königreich Italien unter sardischer Führung. 1861 wurde der sardinische König Viktor Emanuel II. zum italienischen König proklamiert. Sein Ministerpräsident Camillo Benso Graf von Cavour spielte für Sardinien-Piemont und Italien eine ähnliche Rolle wie Bismarck für Preußen und das Deutsche Reich. In Frankreich kam es nach dem Sturz von Kaiser Napoleon III. als Folge der französischen Niederlage im Krieg gegen Preußen und die anderen deutschen Staaten zur Ausrufung der Dritten Französischen Republik. Im Verlauf der Umwälzungen in Frankreich hatten sich 1871 die Pariser Bürger und Arbeiter gegen die preußenfreundliche Politik der jungen Republik erhoben und die Pariser Kommune gegründet. Sie gilt als der erste sozialistisch-kommunistische Revolutionsversuch, wurde aber schon nach wenigen Wochen blutig niedergeschlagen. Die letzten Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts wurden durch eine zunehmende wirtschaftliche und machtpolitische Konkurrenz der Großmächte Zentraleuropas, insbesondere des Deutschen Reiches, Frankreichs und Großbritanniens bestimmt. Diese Konkurrenz führte unter anderem zu einer verstärkten Militarisierung der jeweiligen Gesellschaften, einem Rüstungswettlauf, dem „Wettlauf um Afrika“ und Asien („Great Game“) und zu einem Höhepunkt des Imperialismus und Nationalismus. Diese Entwicklungen führten langfristig, insbesondere nach der Auflösung des bismarckschen Bündnissystems unter Kaiser Wilhelm II., das bis 1890 für eine gewisse zwischenstaatliche Stabilität gesorgt hatte, zum Ersten Weltkrieg.

Die Unzufriedenheit mit den Ergebnissen des Ersten Weltkriegs sowie die Weltwirtschaftskrise von 1929 begünstigten den Aufstieg des Nationalsozialismus in Deutschland, des Faschismus in Italien, des Franquismus in Spanien und führten letztlich zum Zweiten Weltkrieg.

Nach dem Kriegsende im Jahr 1945 war Europa in der Periode des Kalten Kriegs durch den „Eisernen Vorhang“ zwischen dem von den USA dominierten Westen und dem von der Sowjetunion beherrschten Ostblock getrennt. 1989 fiel der Eiserne Vorhang und in allen Ostblockstaaten erodierte die Macht der Kommunisten. Das bewirkte einen Wechsel des Regierungssystems in der DDR, in Polen, in Ungarn, in der ČSSR, sowie in Bulgarien und in Rumänien. Bis 1991 wurden die meisten sowjetischen Gliedstaaten unabhängig und die Sowjetunion selbst löste sich auf. Ab 1991 kam es zum Zerfall Jugoslawiens. Mit der Auflösung des Ostblockes änderte sich die geopolitische Lage in Europa grundlegend womit sich im Rahmen der europäischen Einigung Möglichkeiten zur Vertiefung der Integration aber auch zur Vorbereitung von Erweiterungen im Osten ergaben. Mit der EU-Erweiterung sind dann bis 2007 einige Staaten und Gebiete des ehemaligen Ostblocks der EU beigetreten.

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Kunst/Kulturgeschichte – Jugendstil

Jugendstil – 19./20. Jahrhundertwende

Der Jugendstil oder Art nouveau ist eine kunstgeschichtliche Epoche an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Weitere Bezeichnungen sind Reformstil oder Secessionsstil (nach der Wiener Secession), Modernisme (bezogen auf Katalonien), in Russland Modern, tschechisch Secese, slowakisch Secesia. Neben dem im Englischen und Italienischen dominierenden Begriff Art nouveau wird im Englischen auch Modern Style und im Italienischen Stile Floreale oder Liberty verwendet. Zeitlich gehört der Jugendstil zum Fin de siècle.

Äußerlich kennzeichnende Teile oder Elemente des Jugendstils sind dekorativ geschwungene Linien sowie flächenhafte florale Ornamente und die Aufgabe von Symmetrien.

Bei solchen formalen Klassifizierungen darf allerdings nicht übersehen werden, dass der Jugendstil keineswegs eine geschlossene Bewegung war. Es handelt sich um eine Reihe von teilweise divergierenden Strömungen in Europa, die sich allenfalls in der Abkehr vom Historismus wirklich einig waren, also die bisher gängige Nachahmung historisch überlieferter Formvorbilder ablehnten. Alles Neu, keine Nachahmungen von alten Stilen. Stilelemente: Gebogene Linien.

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Kunst/Kulturgeschichte – La Belle Époque

Mit Belle Époque wird im internationalen Sprachraum ein Zeitraum in Westeuropa bezeichnet, der vom Ende der Französich-Russichen Kriege 1871, bis zum Ausbruch des 1. Weltkriegs um 1914. Diese Zeit wart geprägt von Zuversicht, regionalem Frieden, wirtschaftlichen Wachstums und technologische, wissenschftlicher und kultureller Innovationen. Besonders in Paris blühte die Kunst auf. Viele Meisterwerke der Literatur, der Musik, des Theaters oder der Malerei fanden immer größere Beachtung. Der Name dieser Zeit entstand aus der Rückschau auf die „goldene Zeit“, im Gegensatz zu den Grauen des 1. Weltkrieges.

In den neuen reichen Vereinigten Staaten, die aus der Panik von 1873 hervorgingen, wurde die vergleichbare Epoche als „Gilded Age“ (vergoldetes Zeitalter) bezeichnet. In Großbritannien überschneidet sich die Belle Époque mit der späten viktorianischen und der edwardianischen Ära. In Deutschland fiel die Belle Époque mit den Regierungszeiten von Kaiser Wilhelm I. und II. Zusammen, in Russland mit Alexander III. Und Nikolaus II. Und in Mexiko mit der als Porfiriato bezeichneten Periode.

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Kunst/Kulturgeschichte – Historismus – Gründerzeit

Historismus 1850-1900

auch Gründerzeit genannt

in der Architektur: Ein „Best of“ vergangener Epochen. Größter Einfluss war die Romanik

Als Gründerzeit wird im weiteren Sinne eine Phase der Wirtschaftsgeschichte im Mitteleuropa des 19. Jahrhunderts bezeichnet, die mit der breiten Industrialisierung einsetzte und bis zum „Gründerkrach“ (großer Börsenkrach von 1873) andauerte. Im engeren Sinn werden als Gründerjahre die ersten Jahre nach der Gründung des Deutschen Kaiserreichs (1871) bezeichnet,[1] als dieses nicht zuletzt durch die französischen Reparationszahlungen einen vorher nicht gekannten Boom erlebte. Im kulturellen und z. B. architektonischen Verständnis wird die Dauer der Gründerzeit teilweise für die gesamte Phase der Hochindustrialisierung in Deutschland von 1870 bis 1914 ausgedehnt.

Der im kunstwissenschaftlichen Bereich bevorzugte Begriff Historismus fasst die Entwicklung der Stile vom Spätklassizismus über Neoromanik, Neogotik und Neorenaissance bis zum in den 1880er Jahren aufkommenden Neobarock zusammen, unter bestimmten Aspekten zählt auch der Neoklassizismus des frühen 20. Jahrhunderts dazu.

Im Zuge der Industrialisierung wuchs der Bedarf nach Wohnraum; ganze Stadtviertel wurden „auf der grünen Wiese“ neu gebaut. Typisch für die so genannte Gründerzeitarchitektur ist eine drei- bis sechsgeschossige Blockrandbebauung mit mehr oder weniger reich dekorierten Fassaden. Neben Mietshäusern für die rasant wachsende Stadtbevölkerung entstanden auch Quartiere mit Villen und Palais für das reich gewordene (Groß-) Bürgertum. In diesen Bauten fanden sich auch aufwändige Innenarchitektur und kostbares Mobiliar in historistischen Stilen. Hinzu kamen repräsentative Bauten für das gesellschaftliche Leben (z. B. Theater), die öffentliche Verwaltung (z. B. Rathäuser) und die neuen Infrastruktursysteme (z. B. Bahnhöfe).

Bedeutend war im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts auch das Aufkommen neuer Bautechniken, jedoch lösten die neuen Materialien zunächst keine Abkehr von den alten Stilen aus. Die Weiterentwicklung der Stahlerzeugung (Bessemer-Verfahren) förderte die Verwendung dieses Materials im Bauwesen. Aufsehen erregten in erster Linie Bauten, die neue konstruktive Qualitäten und ästhetische Möglichkeiten erprobten, so etwa der nur aus Stahl und Glas bestehende Crystal Palace der Londoner Weltausstellung von 1851 oder der zur Pariser Weltausstellung von 1889 errichtete Eiffelturm (oder andere markante Stahlfachwerktürme). Aber auch für alltägliche Bauaufgaben wurden vermehrt einzelne Konstruktionselemente oder Bauteile aus Stahl verwendet. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts fand außerdem der höher entwickelte Stahlbetonbau vermehrt Verwendung im allgemeinen Hochbau.

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Kunst/Kulturgeschichte – Biedermeyer

Als Biedermeier wird die Zeitspanne vom Ende des Wiener Kongresses 1815 bis zum Beginn der bürgerlichen Revolution 1848 in den Ländern des Deutschen Bundes bezeichnet.

Der Ausdruck Biedermeier bezieht sich zum einen auf die in dieser Zeit entstehende eigene Kultur und Kunst des Bürgertums, so z. B. in der Hausmusik, der Innenarchitektur und auch in der Kleidermode, zum anderen auf die Literatur der Zeit, die oft mit dem Etikett „hausbacken“ oder „konservativ“ versehen werden. Als typisch gilt die Flucht ins Idyll und ins Private.

1815 war im Pazifik der Vulkan Tambora ausgebrochen, weltweit die größte Eruption seit dem Ausbruch des Lake Taupo vor über 20.000 Jahren. Die vulkanischen Stäube verbreiteten sich global und führten 1816 zum Jahr ohne Sommer und auch danach zu einer deutlichen vulkanisch bedingten Klimaabkühlung mit katastrophalen Auswirkungen. Darüber hinaus kam es Jahrzehntelang nach dem Ausbruch zu merklichen Veränderungen im Tageslicht. Besonders ausgeprägt war dies abends und morgens aufgrund des dann erheblich längeren Wegs der Sonnenstrahlen durch die Atmosphäre. Die biedermeierlichen Sonnenuntergänge in Europa waren von nie dagewesener Pracht – in allen Schattierungen von Rot, Orange und Violett, gelegentlich auch in Blau- und Grüntönen. Die grandiosen Abendstimmungen und die intensiven Erdfarben, Ocker und Gelbtöne beispielsweise von William Turner, die außerhalb von Landschaften mit entsprechender natürlicher Farbgebung wie etwa der Toskana und der Camargue fast unwirklich erscheinen, haben davon merklich profitiert.

Bildende Kunst

In der Bildenden Kunst der Biedermeierzeit dominierten die Genre- und die Landschaftsmalerei, aber auch das Porträt. Religiöse und historische Motive fehlen fast völlig. Der Stil war realistisch, die Bilder ähnelten oft einer fotografischen Abbildung. Vorbild war die niederländische Malerei des 17. Jahrhunderts. Allerdings war das angestrebte Ergebnis ein Pseudo-Realismus, denn die Wirklichkeit wurde gern idealisiert und übersteigert, mitunter überschneidet sich die Malerei mit der Spätromantik. Die Aquarelltechnik erreichte ein sehr hohes Niveau; für Buchillustrationen wurde nun zunehmend die Lithografie eingesetzt. Als bildende Künstler des Biedermeiers gelten die Maler Moritz von Schwind, Friedrich Gauermann, Eduard Gaertner, das Frühwerk von Adolph Menzel, Ludwig Richter, Carl Spitzweg, Josef Kriehuber, Ferdinand Georg Waldmüller, Peter Fendi und Joseph Anton Koch. Richter war vor allem als Illustrator gefragt, er bebilderte rund 150 Bücher. Eine Besonderheit des Biedermeier waren die so genannten Zimmerbilder, detailgenaue Schilderungen einzelner Wohnräume. In der Glas- und Porzellanmalerei ist die Epoche mit den Hausmalern Samuel Mohn und Anton Kothgasser verbunden. Typisch für diese Zeit ist ferner das Ansichtenglas.

Das wesentliche Kennzeichen der Biedermeier-Architektur ist der elegante, aber eher schlichte Stil, wobei er letztlich eine Variante des Klassizismus war. Dieser Stil prägte die Monumentalbauten dieser Zeit, das Biedermeier die bürgerlichen Wohnviertel. Der bekannteste Architekt dieser Epoche war der Berliner Karl Friedrich Schinkel, aber seine Entwürfe waren nicht biedermeierlich. Der bedeutendste Architekt des Biedermeier-Stils war dagegen Joseph Kornhäusel, der seine Spuren vor allem in Wien und Baden bei Wien, der Sommerresidenz des österreichischen Kaisers, hinterließ.

Die Biedermeier-Möbel folgen keinem einheitlichen Stil, zeichnen sich aber ebenfalls durch schlichte Eleganz aus. Sie hatten weniger repräsentativen Charakter, sondern sollten den Eindruck von Behaglichkeit verbreiten, vor allem auch zweckmäßig sein. Die ersten Möbel dieser Art entstanden in Wien, wobei englisches Mobiliar als Vorbild diente. Großer Wert wurde bei der Produktion auf die handwerkliche Qualität gelegt. Die großen, glatten Flächen der Möbel ermöglichten eine intensive Wirkung der Holzmaserung, daher wurden oft ausgesucht gemaserte Hölzer als Furniere verarbeitet, wobei man die Holzmaserung oft spiegelbildlich anordnete. Beliebte Hölzer waren in Süddeutschland beispielsweise Kirschbaum und Nussbaum, in Norddeutschland Birke und Mahagoni. Die Beschläge der Möbel waren oft sehr reduziert gehalten, statt Schlüsselschildern aus Metall verwendete man gerne sog. Schlüsselbuchsen aus Bein, Scharniere wurden vielfach verdeckt angebracht. Die Holzoberflächen wurden meist poliert um die Maserung zur Geltung zu bringen. Als Bezug für Polstermöbel dienten mitunter selbst bestickte Bezüge, da Handarbeiten ein beliebtes Betätigungsfeld von Frauen waren. Typisch für das Biedermeier sind Kleinmöbel wie Kommoden, Sekretäre oder Nähtischchen, aber auch Schlittenbetten. Beliebt waren als weitere Zimmerausstattungstücke Bilderuhren oder Tischuhren mit Marmorsäulen. In Wien prägte der Möbelfabrikant Joseph Danhauser senior die neue Wohnkultur. In diese Zeit fällt auch der Erfolg der Bugholzmöbel von Michael Thonet, der aus Boppard stammte und 1842 vom österreichischen Hof nach Wien geholt wurde.

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Kunst/Kulturgeschichte – Klassizismus

Klassizismus 1770-1840

Klassizismus bezeichnet als kunstgeschichtliche Epoche den Zeitraum etwa zwischen 1770 und 1840. Der Klassizismus löste den Barock bzw. das Rokoko ab. Eine Form des Klassizismus ist das Biedermeier. Die Epoche wurde in der Malerei und Literatur von der Romantik begleitet und in der Architektur vom Historismus abgelöst.

Im Verhältnis zum Barock kann der Klassizismus als künstlerisches Gegenprogramm aufgefasst werden. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gelangte er nach einer ersten Phase der Koexistenz durch die anhaltenden Diskussionen über die ästhetischen Leitbilder des Barocks zur Vorherrschaft. Der Klassizismus in der Architektur basiert auf dem Formenkanon des griechischen Tempelbaus, lehnt sich teilweise aber auch an die italienische Frührenaissance an.

Außerhalb des mittel- und osteuropäischen Raums wird der Klassizismus als „Neoklassik“ bezeichnet, dagegen bezeichnet dort Neoklassizismus die klassizistischen Strömungen im späten 19. und im 20. Jahrhundert.

Klassizismus in der Malerei 1780-1880

Romantik in der Malerei 1800-1850

Beispiele unterschiedlicher Interpretationen der Romantik in europäischen Ländern

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Kunst/Kulturgeschichte – Barock

Barock 1650-1750
In der Architektur: Eine Art „Remix“ der Renaissance:
Alles üppiger und prunkvoller

Beispiel: St. Michaelis Kirche (der „Michel“)

Barock in der Malerei 1600-1780

Rokoko (1725-1780

In der Architektur: auch Spätbarock genannt, bedeutet übersetzt „Muschelwerk“

Verzicht auf Symmetrie, weniger Pompös aber umso schnörkeliger und verspielter