
Nichtstun in Vollzeit – ein Traumjob oder die Hölle auf Erden? Ein Kunstprojekt in Göteborg will diese Frage klären. Das Experiment soll zeigen, womit Menschen sich fernab von Lohnarbeit beschäftigen. Auch Nicht-Schweden können sich bewerben.
Die schwedischen Künstler Simon Goldin and Jakob Senneby arbeiten seit 2004 zusammen und haben in einem Ideenwettbewerb der schwedischen Behörde für Kunst im öffentlichen Raum und des schwedischen Verkehrsministeriums gegen weitere Mitbewerber mit ihrer Idee gewonnen.
Das Projekt denkt Arbeit neu. Es soll das Verständnis von Wachstum, Produktivität und Fortschritt auf den Prüfstand stellen. In Zeiten von Automatisierung und künstlicher Intelligenz sei es schließlich möglich, dass „wir bald alle produktiv überflüssig“ sein werden.
Wer schon immer davon geträumt hat, fürs Nichtstun bezahlt zu werden, der kann sich demnächst im schwedischen Göteborg bewerben.
Am U-Bahnhof Korsvägen wird künftig eine Stelle geschaffen, die Bewerbern und Bewerberinnen die Möglichkeit bietet, jeden Arbeitstag lang genau das zu tun, worauf er oder sie Lust hat, bei voller Bezahlung, mit lebenslanger Jobgarantie.
Das monatliche Einstiegsgehalt umfasst 2.046 Euro brutto und wird jährlich an die Lohnentwicklung im öffentlichen Dienst von Schweden angepasst. Es gibt Jahresurlaub und Rentenanspruch. Bewerbungen können allerdings erst ab 2025 eingereicht werden, der Arbeitsbeginn ist 2026, sobald der derzeit im Bau befindliche U-Bahnhof seinen Betrieb aufnimmt. Ein Zweitjob ist untersagt. „Die Position beinhaltet keine Pflichten oder Verantwortlichkeiten.“ Die Arbeit sei das, was der Angestellte tun will. Einzige Aufgabe: Das Nichtstun muss morgens und abends am Bahnhof per Stechuhr dokumentiert werden.
Die völlige Freiheit, zu tun, was man will, eröffne Chancen und Risiken, so Simon Goldin und Jakob Senneby in ihrer Projektbeschreibung: „Der Angestellte könnte von schwerem Boreout betroffen sein, er könnte aber auch seine eigenen Projekte oder kreativen Ideen umsetzen, oder er könnte in einem Zustand ständigen Müßiggangs leben.“ Das Projekt wird mit knapp 580.000 Euro gefördert. Eine Stiftung vewaltet das Geld und legt es so an, dass die Gehaltszahlungen für eine Dauer von etwa 120 Jahren sichergestellt sind. Mehr als genug Zeit also, um sich bewusst zu werden, was man mit seinem Leben anfangen will. Wer keine großen Ansprüche an das Gehalt hat, kann hier tun was er will.
Info: https://statenskonstrad.se/konst/vastlanken-kronotopia/eternal-employment/