
Der gemeinsame Wunsch nach einem Haus, in dem es sich selbstbestimmt leben lässt, Räume, die man bezahlen kann und dass man nicht immer latent durch Hausverkauf oder Umnutzung bedroht ist, ist meist die Basis und Ausgangssituaion für die Projekte des Mietshäuser Syndikats.
Aktualität bekommt das Ganze heute besonders in Großstädten, meist in angesagten Stadtvierteln. Gentrifizierung nennt man diesen sozioökonomischen Strukturwandel großstädtischer Viertel zugunsten zahlungskräftigerer Eigentümer und Mieter. Internationale Finanziers und Anlagefonds haben in Zeiten niedriger Zinsen den Wohnungsmarkt für sich entdeckt. Meist werden ganze Mietblöcke, Häuser oder Ensembles gekauft und wenn möglich, den bisherigen Mietern gekündigt. Wo das nicht möglich ist, werden dennoch großzügige Modernisierungsmaßnahmen durchgeführt, die dann unmittelbar im Anschluss zu einer Steigerung der Miete um bis zu dem vierfachen des früheren Mietzinses führen. So verlassen meist die restlichen Mieter auch noch ihr Zuhause.
Also kommen immer mehr Bewohner auf die kühne Idee, das Haus zu kaufen, bevor es Miethaie oder Fonds tun.
Allerdings sind Mietshäuser die eine dauerhafte Selbstbestimmung der Bewohner*innen über die eigenen vier Wände vorsehen auf dem normalen Immobilienmarkt nicht angeboten und auch nicht vorgesehen.
Das Mietshäuser Syndikat ist eine in Deutschland singuläre, kooperativ und nicht-kommerziell organisierte Beteiligungsgesellschaft zum gemeinschaftlichen Erwerb von Häusern, die selbstorganisiert in Gemeineigentum überführt werden, um langfristig bezahlbare Wohnungen und Raum für Initiativen zu schaffen.
141 Hausprojekte und 17 Projektinitiativen bilden im Jahr 2019 bereits einen festen Verbund. Das Bindeglied, das diesen Verbund herstellt, heißt Mietshäuser Syndikat. Jedes dieser bestehenden Hausprojekte ist autonom, d. h. rechtlich selbstständig mit einem eigenen Unternehmen, das die Immobilie besitzt. Jedes hat die Rechtsform der GmbH, der „Gesellschaft mit beschränkter Haftung“.
Und es werden mehr. Das Mietshäuser Syndikat ist generell offen für neue, selbstorganisierte Hausprojekte; so auch für die vorher genannten 17 Projektinitiativen, die sich „ihr Haus“ erst noch aneignen wollen. Die Folge ist, dass der Verbund fröhlich weiter wächst.
Das Syndikat beteiligt sich an Projekten, damit sie dem Immobilienmarkt entzogen werden, das heißt, nicht weiterverkauft werden können. Gleichzeitig fördert das Syndikat den Solidartransfer zwischen leistungsfähigeren und finanzschwächeren Projekten. Dieser setzt an dem Punkt an, dass in der Regel die Eigenkapitaldecke junger, heterogener Gruppen sehr dünn ist, dabei aber permanent und verlässlich Schulden sowie langsam zunehmend Solidarbeiträge über Mieten bezahlt werden können. Die Teilnahme an diesem solidarischen Verfahren ist Bedingung für eine Aufnahme im Syndikatsverbund.
Das Mietshäuser Syndikat unterstützt und berät die Projekte bei der Finanzierung und in rechtlichen Fragen, gibt selbst aber kein Kapital dazu. Das Syndikat versteht sich als basisdemokratisch arbeitendes Netzwerk mit Knotenpunkten in ganz Deutschland. Ein wichtiges Instrument ist ein gemeinschaftlich verwalteter „Solidarfonds“.
Die in Frage stehenden Häuser, häufig Wohnprojekte, werden nicht Eigentum des Syndikats, sondern einer eigenen GmbH, in der der jeweilige Hausverein und das Mietshäuser Syndikat vertreten sind. Der Eigentumstitel der Immobilie liegt bei der GmbH. Die Stimmrechte sind im GmbH-Vertrag festgelegt und nicht wie üblich an die Höhe der Anteile gekoppelt. Über den Verein verwalten die Nutzer ihr Objekt eigenverantwortlich. Hausverein und Mietshäuser Syndikat haben in der GmbH Stimmenparität, so dass Verkauf oder Umwandlung nur einvernehmlich möglich sind und damit verhindert werden können. Entscheidungen wie Wohnungsvergabe, Gestaltung, Finanzierung und Miethöhe obliegen im Rahmen der Wirtschaftlichkeit ausschließlich dem Hausverein, also den dort lebenden Menschen. Die Mietshäuser Syndikat GmbH ist wiederum im Besitz der Gesamtheit der Hausvereine. Höchstes Organ ist die viermal jährlich stattfindende Mitgliederversammlung.
Das kleinste Objekt ist ein Einfamilienhaus für sechs Personen, das größte das Wohnprojekt SUSI, vier Gebäude der ehemaligen Schlageter-Kaserne in Freiburg mit 260 Bewohnern aller Altersstufen.
Mit Sicherheit ist dieses Modell nicht für jeden geeignet, aber immerhin eine Möglichkeit seinen Wohnraum zu bewahren und zu verhindern, dass man Gentrifizierung und Mieterhöhungen hilflos ausgeliefert ist.
Mehr Infos und alles weitere unter: https://www.syndikat.org/