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Blaudruck…

Titelfoto: Wikimedia Commons/Karl Gruber / CC BY-SA-4.0, Ausschnitt
Blaudruck ist ein Handwerk, in dem Muster im Handdruck auf Baumwoll oder Leinenstoffe aufgedruckt werden. (Reservedruck) Im Blaudruck werden die Stoffe dann in der Küpe mit Indigoblau ausgefärbt, der Blaudrucker wäscht danach die gedruckten Muster ab und der Stoff zeigt weiße Blaudruckmuster auf blauem Grund.

Der Blaudruck wurde wegen des blauweißen Dekors im 18. Jahrhundert auch Porzellandruck genannt. Blaudruck ist als immaterielles Kulturerbe in Österreich und Deutschland sowie in Tschechien, der Slowakei und Ungarn anerkannt und auch in die weltweite Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen.

Die Dekore der Blaudruckstoffe werden von Hand mit Druckstöcken, den Modeln, aufgedruckt. Diese Druckstöcke bestehen aus einem Holzkörper, in welchem an der Oberseite das Muster aus dem vollen Birnbaumholz geschnitten wurde, und zusätzlich wurden mit Metallstiften und -formstücken feinere und feinste Musterteile gebildet.

   Fotos: Blaudruck im Kattrepel, MuseumsWerkstatt Georg Stark, Jever, www.blaudruckerei.de

Mit den Modeln wird eine grünlich klebrige Masse auf den weißen Stoff aufgedruckt: der sogenannte „Druckpapp“. Diese ca. 350 Jahre alte Rezeptur besteht aus „Gummi arabicum, Tabackspfeiffenerde, Vitriol, Spangrün, Alaun und Galitzenstein“ und wirkt als schützende Reserve auf dem weißen Tuch, wie eine Art Wachs.

Die anschließende Blaufärbung findet in der Indigo-Küpe statt. Der bedruckte Stoff wird auf einen eisernen Kronreifen gespannt und bis zu zehnmal in den Färbebottich getaucht, bis die gewünschte Farbtiefe erreicht ist. Beim Färben mit Indigo erlebt der Zuschauer sein „blaues Wunder“, und der Stoff wird vom Färber anschließend „grün und blau geschlagen…“. Danach wird der anfangs aufgedruckte Papp abgewaschen, und das weiße Muster erscheint auf blauem Grund.

Eigentlich handelt es sich um ein Färbeverfahren und kein Druckverfahren. Der Begriff „Druck“ bezieht sich auf die Bezeichnung „negativer Druck“, da bei Drucktechniken, die den Reservedruck imitieren, durch Walzen Farbe aufgetragen wird, wogegen die Stellen beim Blaudruck ausgespart bleiben. Der Begriff „Reserve“ bezieht sich darauf, dass das gewählte Muster bei der Färbung reserviert, d. h. ausgespart bleibt.

Textile Stoffe wurden zunächst ausschließlich mit Pigmenten gefärbt. Diese haften den Fasern an, ohne dass sie eindringen. In Ägypten, Indien und Java waren bereits im 1. Jahrhundert Verfahren zur Textilfärbung mittels Reservetechnik bekannt. Blaudruck breitete sich in Europa allerdings erst zum Ende des 17. Jahrhunderts nach der Gründung einer Kattundruckerei 1678 in Amsterdam aus. Durch den Handel mit Indien kam nun auch besserer tropischer Indigo auch nach Deutschland und verdrängte den bisher zum Blaufärben verwendeten Färberwaid aus Thüringen.

Der erste Blaudruck in Deutschland im Reservedruck wurde 1689 oder 1690 von Jeremias Neuhofer in Augsburg hergestellt. 1734 wurde in Minden-Ravensberg eine Zunft für das Blau- und Schönfärberhandwerk gegründet. Weitere Zünfte entstanden bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts. Anfangs wurden nur Leinenstoffe bedruckt, seit dem 18. Jahrhundert auch Halbleinen- und Baumwollstoffe, vor allem für Bettwäsche, Vorhänge und Frauenkleidung. Das Handwerk des Blaudrucks nahm seinen Aufschwung im 18. Jahrhundert.

Da vor der Industrialisierung Reichtum vor allem über teure Stoffe und aufwändige Stickereien und Verarbeitungsformen wie die Bildwirkerei ausgedrückt wurde, galt Blaudruck, bei dem vorwiegend handgewebte Leinenstoffe der ländlichen Bevölkerung bedruckt wurden, als eine Kunst der armen Leute. Auch in anderen Farben als dem bevorzugten und namengebenden Blau konnte man färben, indem man Färberkrapp anstelle von Indigo verwendete für eine Rotfärbung oder Gelben Wau für eine Gelbfärbung.

Blaudruckereien gab es in allen europäischen Ländern. In Jever z.B. haben durch die Jahrhunderte immer drei Werkstätten gearbeitet, bis sie zur Zeit der Jahrhundertwende durch die Industrie verdrängt wurden.

Heute existieren nur noch wenige Handwerksbetriebe, die die Herstellung der Model und die alten Drucktechniken beherrschen.

In Jever gibt es heute noch die MuseumsWerkstatt „Blaudruck im Kattrepel“. Hier finden sich z. Zt. noch ca. 700 alte Model, wovon rund 500 Muster druckfähig sind. Diese Druckstöcke stammen aus ehemaligen Werkstätten Ostfrieslands, aus Holland, Ungarn und der Schweiz.
    Foto: Blaudruck im Kattrepel, MuseumsWerkstatt Georg Stark, Jever, www.blaudruckerei.de
Die MuseumsWerkstatt befindet sich in einem Speicher von 1822, im alten Kattrepel in Jever hinter der Fußgängerzone Neue Straße. Der Besucher kann beim Drucken und Färben zusehen und erhält Erläuterungen zur Tradition dieses Handwerks. Mittwochs um 15 Uhr gibt es eine Handwerksvorführung für Einzelbesucher, der Eintritt ist frei. Gruppen müssen sich für eine Handwerksvorführung im voraus anmelden und zahlen 58,-€. (max. 30 Pers., https://www.blaudruckerei.de/die-werkstatt.html)

Daneben gibt es in der MuseumsWerkstatt auch den traditionellen Lohndruck: man kann eigene Leinenstoffe mit alten Mustern im Blaudruckverfahren bedrucken lassen.

Quellen: Wikipedia, https://www.blaudruckerei.de/die-blaudruckerei.html

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