
Foto: Claudia Hoppens, DE LooPERS
Die Idee des Community Dance ist in den späten Siebzigerjahren in Großbritannien entstanden. Zu Beginn wurde Community Dance über die Art der Zielgruppe definiert. Zudem war die gemeinnützige Ausrichtung der Projekte, die sich häufig an ausgegrenzte Bevölkerungsgruppen in ländlichen Gegenden oder in den sozialen Brennpunkten der Städte wandte, eine weitere Eigenschaft von Community Dance. Mit der Zeit wurde die Zusammensetzung der Gruppen immer flexibler: Inzwischen gibt es Projekte für schwierige Jugendliche, alleinerziehende Mütter, Blinde, etc. und immer öfter auch für alle diese Gruppen zugleich. Zunehmend stehen auch ProfitänzerInnen und Amateure gemeinsam auf der Bühne. Generationen- oder sogenannte cross-generation-Projekte sind aktuell im Trend.
Community Dance oder Tanz für alle “es geht darum, einer Gemeinde oder einer sozial bzw. kulturell definierten Gruppe einen Zugang zu Tanz zu ermöglichen. Integration kann, aber muss nicht unbedingt ein Thema sein. Wenn mehrere Gruppen zusammen arbeiten, entdecken die TeilnehmerInnen, dass sie Teil einer größeren Gemeinschaft sind, die Neues und Überraschendes bereithält “ und das lässt sie unter Umständen ihre eigene Stellung in der Gesellschaft mit neuen Augen sehen. Vorurteile verschwinden wie von selbst, wenn alle miteinander tanzen, und jeder kann Bestätigung erfahren.
Community Dance Veranstaltungen können und sollten, müssen aber nicht unbedingt auf eine Aufführung hinauslaufen. Ein wichtiger Aspekt dabei ist, dass das Publikum “Eltern, Geschwister, Freunde und Verwandte etc. “ oft zum ersten Mal mit Tanz in Berührung kommt. Dadurch kann allmählich ein breiteres Publikum für professionellen Tanz entstehen (–> Tanzvermittlung, Kulturengagement).
Es gehört zu den Grundprinzipien des Community Dance, dass ausnahmslos alle mitmachen und sich einbringen können. So muss jedem Teilnehmer und jeder Teilnehmerin die Möglichkeit gegeben werden, auf der Bühne gut auszusehen. Im Allgemeinen eignet sich der zeitgenössische Tanz am besten für Community Dance Projekte, da sie jedem Einzelnen und jeder Einzelnen die Möglichkeit zu emotionalem Ausdruck und Anpassung an die Gruppe bieten und diese sogar abverlangen, wodurch letztlich mehr Menschen eingebunden werden können auch körperlich eingeschränkte Menschen.
Community Dance wird von jedem Projektleiter und jeder Projektleiterin neu und anders definiert und von der Persönlichkeit, Initiative und Leidenschaft geprägt.
(aus: Royston Maldoom. Community Dance. Jeder kann tanzen. Das Praxisbuch von Jacalyn Carley, Henschel Verlag, Leipzig, 2010)
Royston Maldoom machte Anfang der 2000er Jahre mit seinem dance4life-Projekt Community-Dance weltweit bekannt. In 25 Ländern auf der ganzen Welt tanzten jeweils 100 benachteiligte oder in schwierigen sozialen Verhältnissen lebende, Jugendliche, zur gleichen Zeit auf der ganzen Welt eine gemeinsame Choreografie zur selben Musik. Dieses Projekt war auch als ein Beitrag zur Aufklärung über HIV-Infektionen und Prävention gedacht. Über dieses Projekt entstand 2004 der gefeierte und vielfach ausgezeichnete Film „Rhythm is it“.
Wilfried van Poppel war der erste, der das dance4life-projekt nach Deutschland holte und es entwickelte sich daraus eine immer noch andauernde Freundschaft zwischen Wilfried und Royston. Nach dieser Zusammenarbeit beschloss Wilfried in Zukunft die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen im Bereich Community dance fortzusetzen.
Seit 2008 arbeitet die Tänzerin Amaya Lubeigt gemeinsam mit Wilfried van Poppel in diesen Projekten.
Inzwischen veranstaltet DE LooPERS-dance2gether bereits seit 10 Jahren Community Dance Projekte mit Kindern und jungen Menschen. Seit 2009 werden jedes Jahr große Tanztheater-Projekte mit Kindern in Bremen durchgeführt, die stets in einer öffentlichen Aufführung im Goethetheater, in Begleitung von Chor oder Orchester ihren Abschluss finden. Hervorzuheben ist hier der besondere Charakter dieser Tanztheaterproduktionen, die Kinder und Jugendliche aus allen sozialen Schichten und mit den unterschiedlichsten Fähigkeiten und Erfahrungen zusammenbringt. DE LooPERS Tanztheaterprojekte sind immer inklusiv und integrativ angelegt und ermöglichen allen eine aktive Teilhabe an einem künstlerischen Prozess.
Einige tausend Kinder und Jugendliche haben an den “Five days to dance”-Workshops von Amaya Lubeigt und Wilfried van Poppel in Schulen in Bremen, Deutschland und ganz Europa teilgenommen. In den Jahren 2013/14 ist der preisgekrönte Dokumentarfilm “Five days to dance” (ES 2014, R. Moles/P. Andreu) über diese Arbeit entstanden.
Von 2015 bis 2017 waren viele BremerInnen, gemeinsam mit jungen TänzerInnen aus Spanien, Schottland und den Niederlanden, Teilnehmer des “Creative Europe” EU-Kooperationsprojekts “Let’s Dance! Europe”, unter der künstlerischen Leitung von Wilfried van Poppel.
Im Jahr 2016 war DE LooPERS-dance2gether Kulturpartner der Kulturhauptstadt Europa, San Sebastian und für das Community Dance Programm verantwortlich.
Zuletzt wurde DE LooPERS-dance2gether im August 2017 mit dem von der swb-Bildungsinitiative und dem Senator für Kultur Bremen ins Leben gerufenen Preis für die Förderung des Kulturnachwuchs ausgezeichnet.
Am 3. und 3. Februar 2019 hat die Jubiläumsveranstaltung im Theater Bremen ihre Premiere. The Wheel of fortune-Carmina Burana heißt die gemeinsame Produktion mit IntoNation, dem Chor der Hochschule Bremen, und dem ThinkMusic!-Kinderchor der Gerhard-Rohlfs-Schule aus Bremen-Nord. Der Weser-Kurier betitelte in seiner Ausgabe vom 31.01.2019 einen Artikel über diese Veranstaltung mit „Das Leben als Gesamtkunstwerk“.
Weitere Infos:
www.de-loopers.eu
www.facebook.com/deloopers.dance2gether/
Bilder von den Proben zu Wheel of fortune-Carmina Burana, Alle Fotos: Frank Borowski