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Europa, wie wir wurden, was wir sind – Völkerwanderung, Neue Ordnungen

Ende des 4. Jahrhunderts setzte mit dem Vordringen der Hunnen nach Osteuropa die sogenannte Völkerwanderung ein, die eine wellenartige Fluchtbewegung mehrerer (vor allem germanischer) Stammesgruppen auslöste, und die mit dem Einbruch der Langobarden in Italien 568 endete. Viele Aspekte der Völkerwanderung werden heute differenzierter betrachtet. [Vgl. Walter Pohl: Die Völkerwanderung. 2. Aufl. Stuttgart 2005]

In diesem Zusammenhang wird betont, dass den eindringenden germanischen Gruppen weniger an Zerstörung, sondern vielmehr an Teilhabe an der antiken Kultur gelegen war, die auch in den germanisch-romanischen Nachfolgereichen noch im 6. Jahrhundert gepflegt wurde. Im Jahre 476 kam es zum „Untergang“ des Weströmischen Reiches, der von den Zeitgenossen aber kaum als solcher empfunden wurde (denn in Konstantinopel herrschte immer noch ein Kaiser) und erst im Nachhinein eine größere Bedeutung bekam.

Nach dem Ende der Antike bestimmten mehr oder weniger langlebige Neubildungen verschiedener Reiche die historische Landschaft in Westeuropa. Das hellenistisch geprägte Oströmische Reich, nach seiner Hauptstadt Byzanz in der Moderne auch Byzantinisches Reich genannt, konnte sich hingegen noch ein weiteres Jahrtausend bis zur Eroberung seiner Hauptstadt 1453 halten.

Die in den 30er Jahren des 7. Jahrhunderts beginnende Ausbreitung der Araber brachte die islamische Kultur an die Mittelmeerküsten, von Kleinasien über Sizilien bis nach Spanien. Die raschen arabischen Eroberungen waren auch eine Folge der Schwächung Ostroms, das sich bis 628 im Kriegszustand mit dem Sassanidenreich befunden hatte. Ostrom konnte ein Restreich halten und den arabischen Vormarsch damit im Osten zum Stillstand bringen. Der Einbruch der Araber in die Mittelmeerwelt bedeutete das endgültige Ende der Antike, wobei die Epochengrenze zwischen Spätantike und Frühmittelalter fließend ist.