Dieses Liliengewächs (Aloe barbadensis Miller) wird schon lange wegen seiner wunderbaren kosmetischen Effekte geschätzt und wird auch als lebende Hausapotheke bezeichnet. Bei Bedarf schneidet man Teile der unteren, älteren Blätter ab und bringt den austretenden, dickflüssigen Saft direkt auf die Haut, z.b. bei Sonnenbrand oder als Feuchtigkeitsspender, als Gleitmittel nach den Wechseljahren, als Aftershave, bei kleinen Verletzungen, Verbrennungen oder Insektenstichen.
In Südostasien wird der Saft auch wie flüssige Seife für die Haarwäsche genutzt. Auch gibt es eine spezielle Züchtung der Aloe barbadensis Miller („sweet“), die als essbare Aloe bezeichnet wird, da die sonst üblichen Bitterstoffe fehlen. Sie wird z.B. für Joghurts oder Mixgetränke verwendet, kann aber auch pur gegessen werden. Die herkömmliche Aloe Vera schmeckt dagegen extrem bitter und ist nur für den äußerlichen Gebrauch geeignet. So ist die bekannte Aloe Vera (Aloe barbadensis Miller) in Deutschland auch nicht als Heilpflanze, sondern nur zu kosmetischen Zwecken zugelassen.
Einzig die Baum-Aloe ( Aloe arborescens) ist in Deutschland als Heilpflanze zugelassen. Eine verbreitete Anwendung findet sich in der Unterstützung von Tumorbehandlungen, als Vorbereitung für eine traditionelle Therapie oder in Endstadien, wenn andere Therapien nicht mehr helfen. Außerdem wird über positive Wirkungen in der Behandlung von arthritischem Rheumatismus, zur Wiederherstellung der Leberfunktion und zur Senkung des Blutzuckerspiegels bei Diabetes Mellitus berichtet. Aloe arborescens gilt wegen abführender Anthrachinone als wirkungsvolles Entschlackungsmittel und soll sogar bei Fibromyalgie helfen.
Die Besonderheit ist, dass bei Aloe arborescens das gesamte Blatt verwendet wird. Die Chlorophyll- und faserhaltige, grüne Außenschicht, die anthrachinonhaltige perizyklische Schicht, mit dem gelben „Lebenssaft“ und die innere Schicht mit dem bekannten durchsichtigen Aloe-Gel.
Der brasilianische Franziskaner-Pater Romano Zago aus Porto Allegre hat ein Buch über diese Heilpflanze geschrieben, das auch in deutsch übersetzt wurde.
Hier findet sich ein Rezept von ihm, das gegen Krebs eingesetzt wird: (Bitte nicht vergessen: Wir geben keine medizinischen Ratschläge und Empfehlungen, wir bieten auch keine Maßnahmen oder Therapien! Das können und dürfen wir auch gar nicht, also nicht nachmachen.)
„Zutaten:
1. Soviel abgeschnittene Aloe-arborescens-Blätter, dass sich die Länge von einem Meter ergibt (ca. 3-7 Stück)
2. 500g kaltgeschleuderter Honig
3. 5-6 EL Zuckerrohrschnaps (oder Kirschwasser)
Zubereitung:
1. Die Blätter mit einem Tuch von Staub und Unreinheiten säubern, nicht waschen.
2. Die Stacheln mit einem Messer sanft entfernen.
3. Die Blätter klein schneiden
4. Alle Zutaten im Mixer gut zerkleinern. Den Sirup kühl und dunkel verwahren.
Einnahme:
Bei vorhandener Krankheit ca. 20ml 2-3 mal täglich ca. 15 Minuten vor den Mahlzeiten einnehmen. Bei gesunden reicht ein Esslöffel morgens auf nüchternen Magen.
Wichtige Hinweise:
1. Wurde mit der Einnahme des Aloe-Sirup begonnen, sollte es bis zum vollständigen Verbrauch des Sirups keine Unterbrechung geben.
2. Nur die Blätter des Aloe arborescens verwenden! Andere sind für den Sirup nicht geeignet.
3. Die Blätter nur morgens, kurz vor Sonnenaufgang oder abends, unmittelbar nach Sonnenuntergang abschneiden, da die Pflanze dann die stärksten Vitalkräfte hat.“
Andere Sorten, wie die KAP-ALOE (Aloe ferox) haben innerlich stark abführende Wirkung, diese Spezies ist z.B. ein Bestandteil von Schwedenbitter. In Polen sagt man: Zu jeder Mahlzeit ein Schnapsglas, mit gleichem Anteil Aloe-Blätter und Wodka im Mixer püriert, wirkt Wunder!
Auf der Internetseite der Untersuchungsämter für Lebensmittelüberwachung und Tiergesundheit in Baden-Würtemberg (https://www.ua-bw.de/pub/beitrag.asp?subid=0&Thema_ID=2&ID=2792&Pdf=No&lang=DE) wird das Rezept des Franziskaner-Paters auch noch einmal dargestellt, eingebettet in eine Risikobewertung hinsichtlich des in der Schale enthaltenen Stoffes Aloin, der in Verdacht steht krebserregend zu sein.
„Blätter von Aloe Arborescens und Aloe Vera zur Verwendung als Lebensmittel (z.B. in Smoothies) werden im Internet vielfach angeboten. Das Spektrum der Zubereitungshinweise beider Aloe Species ist breit: von der unkritischen Empfehlung des Direktverzehrs bis zu detaillierten Anweisungen, wie bei der Gelherstellung eine Kontamination mit den in der Schale befindlichen Anthranoiden wie Aloin vermieden werden soll.
Risikobewertung
Im November 2017 äußerte sich das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), dass aufgrund ihres kanzerogenen Potentials anthranoidhaltige Zubereitungen für die Verwendung in Lebensmitteln, einschließlich Nahrungsergänzungsmitteln nicht geeignet sind.
Bei der Herstellung von Lebensmitteln aus Blättern von Pflanzen der Gattung Aloe sollten die anthranoidhaltigen äußeren Blattschichten sorgfältig entfernt werden, um Verunreinigungen mit krebsverdächtigen Anthranoiden so gering wie möglich zu halten [1].
Im Januar 2018 hat die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) eine Stellungnahme zur Sicherheit von Anthranoidverbindungen in Lebensmitteln veröffentlicht: Aufgrund des genotoxischen und kanzerogenen Potentials dieser Stoffe kann das Gremium keine Aufnahmemenge nennen, die als unschädlich für die Gesundheit gelten kann [2].
Aloe Arborescens
Die Species Aloe Arborescens ist weniger bekannt als Aloe Vera
Laut Angaben auf der Bestellseite im Internet sollte die Probe nach einem Rezept „zur inneren Anwendung nach Pater Romano Zago“ mit Schale zubereitet werden:
- 300 g Aloe arborescens mit Schale (Dornen vorher mit einem Messer entfernen)
- 500 g reiner Bienenhonig
- 3–4 Esslöffel Zuckerrohrschnaps zur Konservierung
- Alle Zutaten zusammen in einem Mixer zerkleinern, in ein Glas abfüllen und täglich ca. 2–3 Löffel vor jeder Mahlzeit konsumieren. Im Kühlschrank aufbewahrt hält sich dieser Cocktail über mehrere Tage frisch.
Am Markt sind derartige Zubereitungen auch als Nahrungsergänzungsmittel erhältlich.
Zur Bestimmung des Aloin-Gehaltes wurden willkürlich Teilmengen von mehreren Blättern der Probe gebildet.
Die Teilproben wurden homogenisiert, extrahiert und mittels Hochleistungsflüssigkeitschromatographieauf ihren Aloin-Gehalt untersucht.
Die Gehalte an Aloin variierten zwischen 469 und 24 mg pro kg.
Die toxikologisch besonders kritisch zu bewertende Verbindung Aloe-Emodin war mittels LC-TOF-Massenspektrometrie nur in nicht quantifizierbaren Spuren enthalten. Aloe-Emodin kann jedoch im menschlichen Darm aus Aloin gebildet werden [1][2].
Bei Einhaltung der Zubereitungs- und Verzehrshinweise resultiert eine Aufnahmemenge von etwa 10–19 mg Aloin.
Die Unterschiede der ermittelten Aloin-Gehalte sind u.E. vor allem dadurch verursacht, dass Anthranoide in der Oberschicht von Aloe-Blättern konzentriert vorliegen. Das anteilige Verhältnis von Blattoberschicht zu Blattinnerem unterscheidet sich von Blattstück zu Blattstück; der Aloingehalt eines Blattabschnittes ist abhängig von der Blattdicke und Blattlänge.
Aus der Literatur ist außerdem bekannt, dass die Aloingehalte in verschiedenen Blattteilen natürlicherweise stark variieren können und auch von dem Alter der Blätter sowie den Kultivierungs- und Klimabedingungen der Pflanze abhängig sind [3]. Auf der Internetseite des Anbieters wurde zwar empfohlen, das blattinnere Gel zu verzehren, allerdings auch direkt auf Videos im Internet verlinkt, die zum Verzehr des ungeschälten Blattes animieren.
Das Schneiden der Blätter und Abtrennen des inneren Blattgels erfolgte in haushaltsüblicher Art und Weise.
1: Die grüne Rinde oder Cuticula der Aloe-Pflanze
2: Die äußere Blattpulpa von Aloe-Blättern enthält Latex und Anthrachinone
3: Das Innere von Aloe-Blättern speichert das Gel
Typischerweise tritt beim Schneiden von Aloe Vera-Blättern aus der Latexschicht eine gelbliche, stark aloinhaltige Flüssigkeit aus, die am Schneidewerkzeug anhaftet und auf das Gel übertragen werden kann.
Bei sorgfältiger Abtrennung lag der Aloingehalt des Gels zwischen 6 und 24 mg pro kg, nach grobem Abschälen allerdings bei 149 mg pro kg.
„Mundgerecht“ geschnittene, ungeschälte Stücke enthielten 163 mg Aloin pro kg.
Durch einfaches Abwaschen mit Wasser ließ sich der Aloingehalt des Gels und der „mundgerechten“ Stücke nicht relevant vermindern. Repräsentativ für ein ungeschältes großes Blattmittelstück war ein Aloingehalt von 213 mg/kg. In der Blattschale mit anhaftenden Gelresten war der Aloingehalt wie erwartet am höchsten (639 mg pro kg). Erfreulich war, dass die Substanz Aloe-Emodin in keinem Fall nachgewiesen werden konnte.
Fazit
- Auch bei sorgfältigem Entfernen der Schale können gewisse Mengen an Aloin bzw. Anthranoiden in das Blattgel übertragen werden.
- Wird die Blattoberseite mitverzehrt, werden erheblich höhere Mengen dieser Stoffe aufgenommen.
Die tatsächliche Aufnahmemenge an Aloin (bzw. Anthranoiden) und damit das gesundheitliche Risiko für den Verbraucher ist aufgrund der geschilderten Variabilitäten letztlich nicht genau kalkulierbar.
Aufgrund des Gehaltes an giftigen Anthranoiden wird vom Verzehr ungeschälter Blätter von Aloe und Zubereitungen daraus grundsätzlich abgeraten.
Auf die Selbstzubereitung von Gel aus ganzen Blättern sollte verzichtet werden, da auch bei sorgfältiger Abtrennung der Schale bei der Zubereitung Aloin leicht in das Gel übertragen werden kann.
Untersuchung von handelsüblichem Aloe Vera-Gel
In diesem Jahr wurden sechs Proben handelsüblicher Aloe Vera-Saft bzw. Nahrungsergänzungsmittel auf Basis von Aloe Vera-Gel auf ihren Aloingehalt untersucht., Aloin war in diesen Produkten nicht nachweisbar.
Quellen
[1] Stellungnahme Nr. 032/2017 des BfR vom 2. November 2017
[2] EFSA Journal, Vol 16 (1), Januar 2018
[3] The distribution of the phenolic metabolites barbaloin, aloeresin and aloenin as a peripheral defense strategy in the succulent leaf parts of Aloe arborescens, Y. Gutterman et al., Biochemical Systemmatics and Ecology, 28(9) 825–838, 2000″
Wikipedia, www.zentrum-der-gesundheit.de, www.apotheken-umschau.de